[fremde Hand, Bl: Externsteine]
Ba H 6/38 [42]
Hannover den 2tn Februar 1876
Lieber Freund Uhde!
Frühlingsluft, neue Lebenslust, Reisesehnsucht all
das bringt die im[m]er früher aufsteigende Sonne, die ich
von unsrer Wohnung am Horizont kom[m]en sehe. Nun muß
und wird bald gewandert werden. Eben erhielt ich zugleich
mit Ihrem Briefe einen von meinem [fremde Hand: Halb-] Bruder in
Bayern, aus seinem Gute Neudegg bei Donauwörth, dem
Freihernn Hermann v. Geisberg in dem er mir
schrieb, daß auch er mit seiner Frau im Monat März, wen[n]
ich in Veytaux, dorthin zu reisen gedenke; voll Freude bin
ich darüber u werde nun meine Abreise beschleunigen, um
den ganzen März dort sein zu können; Heman[n] war dort schon
öfter u längere Zeiträume. Vorerst treffen wir uns bei
unsern Schwestern in Ludwigsburg, Würtemberg, und
werden wir dort bestim[m]tes besprechen u schreibe ich Ihnen
von dort rechtzeitig. Ueber eine Weiterreise von Veytaux
nach Italien hoffe ich, daß sie nich nöthig werde, darüber
Entschluß wen[n] ich bei Ihnen.
Mein Schreibfluß, den Sie rühmen, ist nicht groß, wen[n]
ich ans Schreiben kom[m]e, lauffen mir die Gedanken durch
die Feder auf’s Papier mit einer Schnelle, daß ich ein paar
Tage nachher nicht mehr weiß wie ich geschrieben u halte ich
das für das Richtige, Vergessenes kan[n] man ja nachholen.
Daß Sie keine Auszüge aus unsrer Aufzeichnung ma=
chen lassen ist sicher das Richtige, das begreife ich in jeder
Hinsicht, ob früh od später ddas Ganze kom[m]t ist ja ziemlich
gleichgültig – s’hat ja keine Eile.