StGoar, 3 Febr. 1844.
Theuerster Levin!
Dein freundlicher Brief vom 11. v. M. hat mir nach so
langem unerklärlichen Ausbleiben eine große Freude
gemacht. Es war Zeit, daß er kam, denn ich fing
schon an knurrig zu werden, um so mehr, als ich wußte,
daß du an Gutzkow, Auerbach u. A. geschrieben hattest,
just zu einer Zeit, als ich warten mußte. Ich habe
deßwegen mächtig auf dich raisonnirt (vor der Hand
nur inwendig), als auf einen Kerl, der nur an Leute
schreibt, die er brauchen kann, u. alte, wahrhaft
ergebene Freunde darüber vernachlässigt, Nun ist alles wie-
der gut, u. ich bitte dir meine Zörnigkeit hiermit
feierlichst ab.
Daß du dich in der Ehe so glücklich, u. in deinen
Augsburger Verhältnissen so zu Hause fühlst, freut mich
unendlich. Gottes Segen über dich, lieber Alter, jetzt
u. immer! Möge dir das neue Jahr Alles bringen,
was du wünschest u. erflehst! Italienische Reisen, Zwil-
linge u. Drillinge, chateau en Espagne et en Westphalie!
Als dein Brief ankam, war ich eben zu Frankfurt,
wohin ich zu meiner Erholung nach langer angespannter
Arbeit einen mehrtägigen Ausflug unternommen hatte.
Ich habe bei dieser Gelegenheit nicht nur „Zopf u.
Schwert", ein prächtiges Stück voll ächter, wirksamster
Komik, über die Bretter gehen sehen, sondern auch Gutz-
kows persönliche Bekanntschaft gemacht. Wir haben uns
gut verstanden, ich bin ohne Vorurtheil an Gutzkow her-
angetreten, u. gestehe gern, daß der Eindruck, den er
mir zurückgelassen hat, ein reiner u. erfreulicher ist. Er
kam mir aufs liebenswürdigste entgegen, u. veranstaltete
mir noch zu guter Letzt einen heiteren Abend in seinem
Hause. Den letzten Akt von „Zopf u. Schwert" war ich bei
[am linken Rand]
Landraths grüßen tausendmal.
[neben der Anrede über Kopf]
Longfellow hat mir ganz von Herzen
wiedergeschrieben, ist zwar noch halbblind,
aber glücklich, grüßt Euch beide aufs Angelegentlichste.