Soest, 13t. Mai 1829
Mein lieber Freund.
Obgleich ich auf meine letzte Zuschrift an Sie noch
mit keienr Antwort beehrt worden bin, so muß
ich meinem guten Freund doch in Kenntniß davon
setzen, daß sintemalen & alldieweilen am 6t. d. M
meine . Frau, Abends gegen halb 9 Uhr, so schnell und
glücklich eines gesunden und kräftigen Knäbleins gene-
sen ist, daß der Junge früher erschien, al sdie
Hebamme kommen konnte. Der Bube ist mit der
Schnellpost gekommen, deswegen wird er sicher
Postmeister. – Mutter und Kind sind bis jetzt wohl,
meine Frau hat sogar nicht einmal das sogenannte
Kindbetterinnenfieber gehabt. – Haben Sie die Güte,
mir bald zu schreiben, wie es Ihnen und allen Ihren
Lieben geht. – Ihnen Allen liebende Grüße von
den Meinigen und
Ihrem
Sie hochschätzenden Freunde
W.Freiligrath