Amsterdam, 29. Octbr. 1833.
Theurer Ludwig!
Da Dein letzter Brief vom 16. Februar datirt, der heutige
Tag aber, an welchem ich mich endlich daran mache, ihn zu beant-
worten, dem Feste aller Heiligen nicht allzu fern ist, so wäre
es eigentlich wohl billig, mein langes Schweigen einigermaßen
bei Dir zu entschuldigen. Da ich indessen ein so abgesagter Feind
aller Entschuldigungen bin, daß es mich sogar ärgert, wenn ich
Jemanden, den ich im Gedränge der Börse, des Theaters oder
der Straße mit aller Grazie, deren ich fähig bin, über den
Haufen gerannt habe, ein „Pardon, Monsieur!“ zurufen
muß, so wirst Du es schon entschuldigen, wenn ich, auf die
Gefahr hin, von Dir der Grobheit beschuldigt zu werden,
ohne Entschuldigung, obgleich schuldiger Maßen gern einge-
stehend, daß ich in diesem Falle nicht unschuldig bin, sondern viel
gegen Dich verschuldet habe, auf Deine Kneipe trete, und Dir,
durch die verfluchte Periode, welche aber gleich zu Ende sein
soll, ganz außer Athem gekommen, die Hand biete. – So! da
wäre ich denn endlich im Heilgthum der Musen und Grazien
angelangt! Dem merkantilischen Treiben auf Augenblicke
entronnen, und nur wie im Traum noch das Brausen der
Ebbe und Fluth des finanziellen Oceans, das Steigen und
Fallen der Staatspapiere und Wechselcourse vernehmend, sitze
ich an der Seite meines ci-devant Unzertrennlichen, inspicir
die Kehrseite seines gewesenen Gottfrieds, und nehme Theil
an den erhabenen Aufschlüssen, welche ihn ein Mehr-als-Unaussprechlicher (denn fashionable Engländer nennen schon seine Hülle, volgo breeches geheißen, inexpressibles, wie viel mehr
muß er also selbst inexpressible sein!) über die Blasinstru
mente der alten Hebräer gibt – Aufschlüsse, welche, obgleich
sie auf der Basis des solideste Realismus beruhen, dennoch
nach einigen Mysticisms riechen, und mich an den Geist