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Hannover den 4n Juni 1873
Lieber Freund Uhde!
Drei Feiertage haben meine Helfer gemacht und heute
schlafen die Schlingel bis auf meinen Runke wohl ihren Festags=
Rausch aus, ich mußte einen fremden Arbeiter zuziehen, damit
der einzige fleißige arbeiten könne. Ich habe diese Festtage meine nöthi=
gen Schreibereien gefertigt und habe der Faulenzer wegen heute keine
bestim[m]te Arbeit und fand im Herumkramen Ihren Brief, der mich
nun zum weiteren Schreiben bringt.
Da man mit Eisenbahn nun schon bis Steinheim Aldenbeckner Bahn ans Lippische
und von dort in 2 Stunden nach Detmold gelangen kann, so ist
das Postkarren nicht mehr so schlim[m] wie früher.
Gruß an Freund Lüders ausgerichtet - der hiesige Verein tritt
nun wieder mit dem Detmolder in Verbindung; ich werde mir dem
gegenüber gleich bleiben.
Ihrer lieben kleinen Frau Gruß hat mich höchlichst erfreut und
erwiedere ich aufs Herzlichste; es erfreut mich stets gar sehr, wenn man mich
nicht für einen Bärenbeisser, sondern für einen gutmüthigen Kerl hält,
zumal in der Lebenspraxis ich darin oft selbst an mir irre bin; man
muß eben manchmal die Zähne zeigen, wenn es einem auch nicht
in der Natur liegt.