Mein lieber Freund Uhde!
Um in all dem freudigen Wirrwar ruhig zu bleiben
gehört ein fast festerer Sinn dazu, als wie ich habe; daß
ich dadurch gefangen war zeigt Ihnen mein Schweigen bis
heute, dazu kommt noch meine leider noch nicht gehobene Augen=
schwäche und nun schreibe ich im Geplauder von ein Dutzend
meiner lieben Verwandten, 2 Schwestern, Schwäger, Kinder
und Enkel aller Alter und Größen, ein paar Dutzend sind
schon wieder heim gekehrt und werde ich versuchen Ihnen zu
schreiben.
Ich schicke ein paar Zeitungen, die ziemlich ausführlich be=
richten. Unser Kaiser überschüttete mich mit
Ehrung? nein! mit Liebe – ich hätte ihn wie meinen
Vater umarmen und küssen mögen – daß sich im
Leben so viel nicht schickt!
Gott gebe unserem großen Volke alle Zeit solch
ein Haupt, dann wird es stets im Seegen Gottes
geführt sein.
Ich bin nun auch gezeichnet mit dem preußischen Krohnen Orden
3tn Classe und mit dem Lipper Hausorden 1tn Klasse
den ich um den Hals tragen muß bei feierlichen Gele=
genheiten. Meinem Völkchen gefalle ich in dem neuen
Schmuck. Für mein Alter hat der Kaiser gesorgt
mit 4000 Mark jährliche Ehrengabe x für meine
noch Jugend werde ich weiter arbeiten und sehne ich
mich auf neue rüstige Arbeit, doch vorher will ich, weil
ich wohl fühle, daß es nöthig, auch einige Ruhezeit mir
gönnen
x Wenn Mama mich überlebt erhält sie die Hälfte