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München den 4tn Junj 1825
Theuerste Freundin!
Erst seit kurtzer Zeit belebt mich wieder rein und ganz was uns näher
brachte, Ihr Brief, der mir meine Freundin wieder ganz zeigt, fordert
mich auf Ihnen mich auch ganz zu zeigen. Allein mir ganz selbst
überlassen stehe ich seit dem Todte meines Vaters, viel ward immer von
mir verlangt und ganz von anderer Rathe verlassen stund ich immer, frey konnte
ich meiner Freude folgen und selbst mußte ich suchen was mir das Beste.
Meines Vaters Worte : Werde was Du willst, nur was Du wirst werde recht
und bleibe immer dem Rechten und Guten treu : bestimmte mein ernstes Streben.
Ich lernte Sie kennen – Ich wäre derselbe geblieben, verschlossen hätte ich
für immer in mir, was bey meinem Abschied von Ihnen sich losriß von meinem
Seynwollen und dieß herrschend zu Boten warf. Ganz nahe war ich Ihnen
ich wähnte am Ziele meines Glücks zu seyn, meine Lust sah nichst weiter
mehr – da trat mir Ihr H. Vater nicht als Freund, sondern mit bittern
Vorwürffen, die ich nie verdienen werde, mich verachtend, bin’s noch nie sonst
geworden, entgegen und zeigte mir zuerst, nun danke ich es ihm recht
sehr, die Verbindung der Menschen von ihrer traurigen Seite.
Ich ward ein mir selbst fremder und viel mehr hätte ich in der traurigen
Zeit leisten können. Ich bin nun wieder der, der ich war, stark stehe
ich wieder auf dem Weege der mir ziemt, dem ich allein leben muß und
um dem zu verfolgen ich allem entsagen kann. Von Gottes Güte erwarte ich
was mein Lohn seyn wird.