München, den 1tn September
1825
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Theuerste Freundin!
Liebe und Rechtthun bestimmen meine Seele, die nur Ihnen gehört;
dürfte ich der schönen Himmelstochter folgen! gute Lina, wie glücklich konnten wir
seyn. doch streng steht das was die Verhältnisse des Lebens für Recht bestimmen
neben ihr; der Mann darf dem nicht Gehör geben was ihm beliebt wenn er nicht
auch dabey recht handeln kann! – Ich kann zu früh sterben! –
dieß allein läßt mich fürchten; man muß so leben, daß man jeden Augenblick
ruhig sterben kann. – In ein paar Jahren erst kann ich hoffen, daß die Gnade
des Königs mir einen Gehalt ertheilt, der mich Künstler als Staatsdiener
verbindet; ein schönes Süm[m]chen kann ich bis dahin auch noch erarbeitet haben und
ich kann dann vermuthlich auch noch mehr als jetzt. Ich kann mich recht freuen,
daß ich mich nun schon, von aller Hülfe ganz verlassen, so gestellt, daß ich selbst
mit meinem Erarbeiteten meine Reise und größern Arbeiten unternehmen
kann. Unterstützung bekomme ich keine außer die Bestellungen die der König
und der Kronprinz bey mir gemacht, die fertigen Arbeiten werden mir gut bezahlt
werden; ich werde immer an Sie denken und gewiß werden sie gut werden.
Wenn ich Sie mir zur Seite rech treulich bemüht denke, wie Sie mir erhalten
helfen was nun einmal uns nur im Leben fest stellen kann da hüpft mir
das Herz vor Freude, gut Carolina! da möchte ich sogleich fort um Sie recht
bald sehen zu können! – Ich bin Künstler! bin nur ein Künstler!
das ist viel und nichts; Freyherr, der nur erfreut; gewiß eine schöne Bestimmung!
und ein Mann ohne Rang und Titel, der sich nur selbst emporschwingen kann;
durch seine Freude, die klug zusammensparen muß, wo es andern an den Hals ge=
worffen wird, - Frau Bildhauern! klingt das nicht verzweifelt kurz?