Lieber Herr Inspector

Schon die ganze vorige Woche dachte ich des heutigen Tages
und mit theilnehmender Freude habe ich ihn nah und gern ge=
feyert in den lezten zwölf Stunden! Meine danckbare An=
erkennung alles des Guten daß Sie ein Vierteljahrhundert
dem Lande in mehreren Generationen erwiesen, konnte dieser
Tag nur andeuten, aber wann es mir gelang, die kleinen festlichen
Freuden genau auf Ihr Herz zu berechnen, so ist mir eine Lieb=
lingsidee in der That gelungen. Ihre edlen Vorsätze, die Äu=
ßerungen Ihrer tiefen Rührung bewegen mich sehr, und
Gott wird ferner Gedeyhen geben zu Ihrer unermüdeten
Thätigkeit und rühmlichen Willen. Wann ich um feste Gesundheit
und Erholung für Sie bete, so ist das Gebet der Freundin und
Regentin zugleich.

Es war mein Wunsch daß Sie heute viele Ihnen nahe Gelieb=
te Menschen sehn mögten, und so freut mich Ihres guten Schwagers
und des biedern Radau noch erfolgte Ankunft.

Die Frau Inspectorin werde ich zu mir bitten sobald ich
einen freyen Augenblick habe.

Es ist mir lieb glauben zu dürfen daß es Ihnen angenehm
seyn wird daß das lezte was Sie an dem festlichen Tage
lesen, aufrichtige Versicherungen meiner unwandelbaren
freundschaftlichen Hochachtung sind

Paulina

den 1sten Dbr
1806.