P.M.
Ich wünsche Ihnen und der Frau Inspectorin morgen und übermorgen
so günstige Witterung als heute, zu den kleinen dann sicher an=
genehmen touren.

Allerdings ist es sehr erwünscht daß weiter nichts gesagt werden konnte
mir dünckt das paßlichste dem Pr. Drewes [?] das protocoll was Sie am Montag
in der Pfleganstalt aufnahmen zu senden, und dann etwa hinzuzufügen
Sie würden das policeywidrige Tabackrauchen verbieten und einige allgemeine War=
nungen geben, freuten sich übrigens daß nie etwas heraus kom[m]e, was das all=
gemeine Gerücht begründe, und damit lassen Sie den Briefwechsel endigen.
Die Anlage 1. ist lächerlich und Gewäsche, unmöglich kann von jungen Leuten des
Alters klösterliche Stille verlangt werden und sie wäre nicht wünschenswerth
höchstens ließen sich den Seminaristen Aufmerksamkeit empfelen damit
man nicht ihrer lauten Fröhlichkeit üble Deutung gebe.

ad 2) ist unrecht und muß den Seminaristen ernst untersagt werden wann
es wahr seyn sollte, nicht das Tabackrauchens an und für sich selbst sondern
der Uebertretung des Landesgesezzes wegen, es würde leicht seyn noch einige
der nächsten Nachbaren darüber zu befragen.

ad 3) sind übrigen das eine factum ausgenom[m]en überhaupt nur Gerüch=
te, u[nd] ich gestehe daß ich hier sie um so weniger glaube je allgemeiner
sie sind ex. grat: die Textorin die mit einem Strick ihre Ziege angebunden
hatte u[nd] nun für Selbstmörderin galt.) indeßen ist es natürlich daß die
Seminaristen gern auch bisweilen mit einem Mädgen reden [u]nd gehn und
dabey nichts sträfliches. Am späten Abend bleibt es schwehr sie von den Hand=
wercksburschen zu unterscheiden, des Ihnen die nicht kurzsichtig sind u[nd]
die Seminaristen so genau kennen sogar geschah. Ueberhaupt mögte der
Anstoß wann es statt fände wohl eher von denen außerhalb der
Anstalt Wohnenden gegeben werden können, und da wüßte ich dann etwa
das einzige Mittel die Hauswirthe zu befragen ob die Seminaristen am Abend
zu rechter Zeit zu Haus wären, und dürfte auch in dieser Rücksicht mit lieb=
reichen väterlichen Ernst zu ermahnen, zu warnen und auf die Folgen
aufmercksam zu machen.
Wegen Mellies würde es dann aber doch einer Nachfrage bey Fiskal Althof
und deßenFrau bedürfen, erst wegen dieses Vorfalls selbst, und
wie Mellies (wann er nicht schon ricurierte) so spät aus der Pfleganstalt kam)
Dann ob die Besuche nachher noch wiederholt wurden. Es ist um so nöthiger
da der junge Mann eben ein Amt zu bekom[m]en im Begriff steht und
also würde die Sache nicht erläutert, gleich bey dem Anbeginn in seinem Amt
gehem[m]t wäre;