Deine Händchen, ach! so kalt, sie liegen
Auf der Brust – jetzt ist sie frei von Schmerz!
Deine blonden, glatten Härchen schmiegen
An die Stirne sich, – o brich, mein Herz!
Wie ein Engel schlumerst Du, ein Lächeln
Spielt um Deinen blassen theuern Mund!
Schmerzvoll floh Dein Leben unter Röcheln –
Doch kein Zug macht jene Schmerzen kund!
Otto, Bruder! Knabe, den voll Wonne,
Den voll Lust des Bruders Auge sah,
Nimmer lacht Dir mehr di eschöne Sonne,
Nimmer stammelst Du dein kindisch: „Da!“
Nimmer streckst Du mehr die kleinen Hände
Nach des Bruders offnen Armen aus!
Schwankst nicht mehr um dieses Stuhls Gelände,
Zausest mir nicht mehr die Haare kraus!
Nimmer sehen mich mit treuem Blicke
Deine großen braunen Augen an!
Deine warme, kleine Hand, ich drücke
Nie sie mehr! – Die schöne Zeit verrann!
Sie verrann! – des theuern Vaters Rufen
Hörtest Du, und folgtest bald ihm nach!
Spielest jetzt an Gottes Thronesstufen;
Trinkst aus lautrer, ew’ger Freude Bach!
Doch wir jammern, Engel! – Gottes Wille,
Herbe, herbe trifft er unser Herz,
Und an Deiner lieben, bliechen Hülle
Klaget Mutter-, Bruder-, Schwesterschmerz!