ein freundschaftliches Gespräch über gemeinschaftliche Interessen Dir jene ge-
wiß ersetzt haben würden. Am Abend wären wir dann auf mein
Stübchen gegangen, das ich mir im letzten Jahre meines Dortseyns
ganz wohnlich gemacht hatte, auf welchem ich mich nach vollbrachtem Tagewerk meinen
Studien und Träumereien hingab, und dessen freundliche Stille
ich jetzt im bewegten Leben der großen Handelstadt oft so sehr, so sehr
vermisse. Laß dir das trauliche Örtchen einmal beschreiben! Zürne
mir deshalb nicht! es thut mir einmal wohl, mich in der Erinnerung an
eine Stelle zu versetzen, wo ich oft so glücklich war – durch Träume!!
Denke Dir also ein nicht zu großes Zimmer im 2ten Stockwerke eines von der
Straße ganz abgelegenen, rings von Gärten umgebenen, Hauses: des Wohn-
hauses meiner Mutter. Die 2 Fenster gewähren die Aussicht in einen großen
Obstgarten, und die Spiegelwand, welche sich zwischen ihnen befindet, ist von
zu beträchtlicher Höhe und Breite, als daß ich der Versuchung, sie mit
Kupferstichen zu schmücken, widerstehen könnte. Über dem Spiegel blickt
Byron, der herrliche, unübertreffliche Britte, sinnend auf das tobende
Meer, unter dem Spiegel erblickst Du ein allerliebstes Bildchen, eine
Scene aus Hebels alemannischem Gedicht „die Wiese“. Zu beiden Seiten
schauen Uhland, Göthe, Scott, Tieck, Ernst Schulze und andere Dich
mit hellen Dichteraugen an. An der Seitenwand hängt die Ansicht
von Detmold, ein liebes Andenken von Dir; außerdem eine
Charte vom Lippischen Lande, ein Shakespeareskopf u.s.w. Vor dem Spiegel
steht mein Arbeitstisch, mit meiner kleinen Bibliothek (die meistentheils
aus Deutschen, Englischen, Italienischen und Französischen Poeten besteht) be-
laden, u. links von demselben mein Pult, welches meine Reimereien,
nebst noch andern Büchern, die mir nicht immer zur Hand zu seyn
brauchen, aufgewahrt. Grüne Zweige wiegen sich vor den Scheiben –
kurz! eine Sommerstube, wie sie seyn muß. Links, wenn ich zum Fenster
hinausschaue, sehe ich ein Haus, und in dem Hause – ach, Ludwig!
mir träumte einmal, ich wäre bei einer Schlittenparthie gewesen,
u. in dem Gedicht, welches ich auf diesen Traum machte, kommen
folgende Reime vor:
Meinen jungen Schnurrbart zieren
Reif und winterliche Zacken;
Doch ein ew’ger Frühling lächelt
Vor mir auf den schönsten Nacken;
Denn im Schlitten, weich auf Polstern,
Sitzt die Schönste aller Schönen,