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Hannover den 10tn April 1872
Mein sehr verehrter lieber Freund Uhde!
Ich habe mich recht sehr gefreut über Ihren kühnen
Entschluß in den Stand der heiligen Ehe zu treten, daß ich
Ihnen alles Glück dazu wünsche brauche ich nicht zu sagen, das
werden Sie schon wissen; Ihrer sicher herzigen Verlobten
bitte ich mich freundschaftlichst zu empfehlen und Ihr zu sagen,
ich wisse gewiss, daß Sie einen recht braven Ehegesponst in Ihnen
erhalte, und sicher dan[n], wenn sie im[m]er und im[m]er Sie so lieb hätte
und hielte wie eben jetzt.
Längst hätte ich geschrieben wäre ich nicht stets, wen[n] ich wollt,
durch allerhand Ernst u[nd] Gunkeleien davon abgehalten worden,
nun sitze ich endlich einmal allein, meine liebe Altsche ist im
Theater und wenn auch sehr müde von der schweren Arbeit so ist’s
mir doch eine Freude, an Sie denkend, bei Ihnen sein zu können,
doch genieren Sie sich nicht und will ich nur ganz von ferne mir
ein Bild Ihrer Liebe vorzaubern; damit ich das aber in späteren
geistigen Zusam[m]ensein mit besseren, formhafteren Vorstellun=
gen sein kann, so bitte ich mir Ihre hoffendlich sehr baldige
andere Hälfte recht genau zu beschreiben – ich bin sehr neugierig