zusetzen wissen. –
H. Rath Otto Preuß soll eine Rede los lassen, es
ist ein kleines unansehnliches Männlein, er hat eine
wohl durchdringende Stimme, wie ein beschnurbartetes
altes Weib, das eine Brille auf die Naase, Naasenklammer,
gesetzt – er frug mich ob 25 Minuten für die Rede nicht
zu kurz sei – ich erschrack und sagte 10 Minuten sei noch
zu lang – da war’s Erschrecken an ihm und wollte er nun
Minuten handeln. Ich soll die Rede vorher zu durchlesen
erhalten, dann werde ich mit Lüders streichen und zusammen
schieben, wen[n] sie von ihm überhaupt gegeben werden soll.
Ich müßte eigentlich und thäte es gerne, reden – mit
meinem alten zahnlosen Mund geht es aber nicht, ich
möchte dem Deutschen Volke ein paar Worte zuschreien
die durch Seele und Leiber giengen und nur Sekunten Zeit
gebrauchten – Firlefanz will man nun aber über=
all – Nun mein Stein und Erz spricht auch und braucht gar
keine Zeit dazu. –
Ich sah in Berlin die Kleist’s Hermannsschlacht mit
all ihren Geschichtsfehlern und sentimendalen Gewinsell und
ärgerte mich, daß eine Hofbühne nicht einmal die Bekleidung
richtig vorzuführen weiß; denken Sie sich alle Deutsche in
nackten Beinen mit runden Schilten, Thusnelda im Herbst bei
Unwetter in feinem weissen fast griechischen Fähnchen. Auf’s
höchste komisch ist die Scene in der Varus allein auf die
Bühne wankt, sich allerlei vorschnackt und sich endlich in einem
Büschel Schilf, das als Versatzstückt aufgestellt ist ganz ge=
müthlich durchbohrigetet; darauf kommen ihn suchende Deutsche