Des jungen Niethammers Büste ist eine von den Arbeiten, die ich gänzlich vergessen; ich hatte eine
große Fertigkeiten im Modelliren und drängte eine Arbeit die andere, daß ich auch eine über die andere
vergaß. Meine letzte Arbeit, ehe ich nach Rom gieng, war ein großer Portrait Relief in Marmor für einen
Denkstein auf dem Kirchhofe, als ich nach 2 Jahren nach München zurückkehrte, sah ich diese Arbeit und da
sie mir gefiel, suchte ich den Namen des Ferdigers und staunte nicht wenig mein Bandelchen
zu finden. Wenn ich von Thorwaldsen wenig geschrieben so liegt es wohl darin, daß ich
früher schon von ihm schrieb und nun glaubte es jetzt geschrieben zu haben – Haben Sie meine Briefe?
benutzen Sie sie. Mit Thorwaldsen hatte ich ausserhalb der Werkstätte sehr wenig Verkehr; er gieng
Wege, die meine nicht kreuzten und ich suchte ihn nicht auf, er war für junge Leute nicht zugänglich,
konnte eine Menge Sprachen, keine richtig u liebte es den Altmeister zu spielen, im guten Sinn, beson=
ders wenn man umsonst für ihn arbeitete – ich stund ihm in meinen Arbeiten ganz fern.
Da Th. nicht in Marmor arbeiten konnte, so sind alle Käufer, die ihm Marmorarbeiten abgekauft
in der Meinung sie seien von ihm vollendet, angeführt. Einstmals hatte er mehrer Relief`s nach
einem seiner Gypsmodelle in Mamor von verschiedenen ausgeführt, zum Verkauf ausgestellt; nur eines war gut, die
andern alle sehr unter mittelmäßiger Ausführung, ich konnte es nicht lassen, das zu bemerken, darauf
erwiedern er „geben sie acht der weisseste Marmor wird zuerst verkauft, der Name thuts“
Er hatte recht, die beste Arbeit war auch im besten Marmor, Crsetola, der wachsgelb, und wurde auch
richtig zuletzt verkauft. x
Mein Leben in Rom war ein strenges Arbeiten und hatte ich keine Zeit, vornehme, geistreiche,
Männer, die die ersten Violinen vorkratzten, aufzusuchen und zu behofiren.
Eines Mannes habe ich nicht gedacht, den ich sehr lieb hatte und der mir recht gut war, des Römers Falen=
tini, Bankier, Dei Apostoli gegenüber. Ich brachte ihm immer meine Wechsel, weil ich bei Tortovia
nicht wechseln wollte, um nicht in seine Gesellschaften, für höheren Zinsabzuge geladen zu werden.
Falentini, hatte edliche schöne Kunstwerke, unter andern ein sehr schönes Bildchen von Fiesoli, ein jüngstes
Gericht, dieses Bild, was mir so wohl gefiel, hat mich dem Manne näher gestellt, so oft ich kam
mußte ich oft sehr lange bei ihm bleiben und als ich endlich nach Deutschland zurückwollte, trug er
mir an, er wolle mir eine Werkstatt einrichten und wolle er, wenn ich eigene Ideen in Marmor
ausführte, mir alle Mittel dazu geben, unter der einen Bedingung, daß ich ihm im[m]er Einsicht
in mein Geschäft und Mithülfe bei Verkaufen liesse. Erst die Verkauffe sollten seine Auslagen
decken. Er war ein großer, statttlicher, ernster, schöner Mann mit einem äusserst gutmüthigen
Gesicht, beim Abschied hoffte er, daß ich mit meiner Frau wieder kommen werde. Das ist auch italie=
nisch. Er hatte mich öfters in meiner Werkstatt besucht.
x An einen Engländer verkaufte Thorwaldsen seinen Merkur unter der Bedingung, daß er
ihn in seiner Gegenwart in Marmor ausführe; der Engländer kam täglich mehrere Stunden in
denen Thorwaldsen mit stumpfen Raspeln an der Figur herumschabte, die jungen Leutchen, ich auch einmal
sahen dem Arbeiten durch Thürspalten zu, es war gar komisch anzusehen; wenn der Engländer fort war
wurde von Römern an der Figur gearbeitet und Meister Th brappelte Tags darauf dem Schaafskopf
wieder vor. – Ich hätte die Figur so nicht verkauffen mögen. –