[rechts, Hand Petri]
U. P. M. [45]
Ewr. Hochfürstluchen Durchlaucht überrei=
che ich angebogen unterthänigst die, auf
der gleichfalls angelegten, so eben einge=
gangenen Bericht des Amtsraths Mücke,
entworfene Verfügung, zur gnädigen Ent=
scheidung.
Zugleich lege ich eine vom Amtmann Kest=
ner übergebene Erklärung zur Höchsten
Einsicht submissest an. Dieselbe enthält,
obschon sie das veränderte Verfahren criti=
sirt, keinen Antrag, dürfte also wohl mit
einem: ad acta, zu bescheiden seyn.
Der Nachlässigkeit und Unordnungen,
selbst Ueberschreitungen der gegebenen
Proceßvorschriften, haben sich in den vom
Auditor Piderit entwirreten Papieren
schon genug gefunden. Die Unterthanen
sind übrigens, so viel ich bis jetzt erfah=
ren habe, noch ruhig und scheinen den fer=
nern Gang der Sache abwarten zu wol=
len; Kestner soll gute Miene zum bösen
Spiel machen. Ueber die desposite [lat. Schrift] hat noch
kein Aufschluß gegeben werden können, weil
es besser seyn wird, wenn Piderit erst noch
der vom Comissarius geschehenen Revision,
sich in diesen Geschäftszweig immiscirt.
Für die gnädige Anweisung auf die Flachsma=
schine sage ich, im Namen des Strafwerkhauses,
den unterthänigsten Dank.
Demtold d. 14. Febr. 1819.
Petri.


[links, Hand Pauline]
Ich habe sie sofort si=
gnirt und zur Expedition be=
fördert.
Ich wollte der Aud: Piderit
hätte nicht gedroht, nicht vom Reg:
Com[m]issario [lat. Schrift] geredet! Den Auf=
satz hat Kestner übrigens nicht [unterstrichen]
selbst gemacht!
Hiesiges Publicum giebt
dem A. Kestner Hausarrest
und die Amtsunterthanen sind nur
deshalb so ruhig, weil sie ihn schon
abgesezt glauben. Die Hiddeser
die um seine Rückkehr in Thätigkeit
zu hindern, alle gegen ihn in corpore [lat. Schrift]
aufzutreten bereit sind haben ihm
einen Leichentext gewählt. Prophet Nah=
rum Cap. 3. v. 19.
Pauline


[eingefügt Hand Petri]
„Niemand wird um deinen
Schaden trauren, noch sich um deine Plage kränken, son=
dern alle die solches von dir hören, werden mit ihren Hän=
den über dich klappen. Denn über
wen ist nicht deine Bosheit ohn
Unterlaß gegangen.“