Ruhe umfangen wir das Gute und bilden das in uns was unser
Glück bestimmt, Augenblicke bilden für unsre Mitmenschen was wir
ihnen so freudig schenken, Augenblicke sprudeln aber auch alle
dunckele Falten auf, die so sehr streng gesondert sonst von uns
liegen; Carolina es sind dieß nur Augenblicke, die erstern pflegen
Sie sie mir mit Ihrer Liebe! hüthen Sie sich die andern länger
leben zu lassen als sie es verdienen. Ich finde immer Trost bey
meiner Kunst, lassen Sie mich dieses Trostes nicht bedürftig werden.
Mich freut es sehr daß der Theologe kein Schreiben von Ihnen erhalten.
Ich hätte mit meinen Schreiben noch ein paar Tage warten sollen da
heut der König gekommen und ich mit meinen 4 Jahrszeiten schon fertig
bin. Dieser Tage bekomme ich auch Nachricht von Carrara ich habe geschrieben,
daß, sollten meine Steine noch nicht abgeschickt seyn (da sie noch immer
nicht angekommen und ich sie doch schon vor Ostern bestellt) sie nun liegen
bleiben sollen bis ich nach Florenz komme. Dieß bestimmt mein frühes
oder spätheres Gehen. Sind sie noch nicht abgeschickt so reise ich in 6 Wochen
hier ab; sind sie unter Wegs so gehe ich erst zu Ende d. J.
Wenn es Ihr H. Vater wissen darf komme ich und lieb ist mir dann
die Zeit, die Sie mir vorgeschlagen; schreiben Sie mir recht offen
deßwegen, da ich in entgegengesetzten Falle, auch wenn ich frühe abreisen
muß, dieser Freude entsagen muß. Kommen meine Steine so könnte
ich edliche Wochen in Nürnberg oder Erlangen arbeidend verleben –
Wie gefällt Ihnen dieß! wir könnten dann zusammen italienisch Sprechen lernen.
[Auf dem Kopf:]
Meine Adresse J. E. B. Bildhauer
Max. V. St. Königsstraße
Nro 339