Liebe Frau Inspectorin!
Alle Jahre habe ich bisher das Vergnügen gehabt Ihnen mündlich meinen heissesten Wün-
sche versichern zu können, aber heute kann ich dieses Glück leider nicht genießen;
da wir wegen der Masern heute noch nicht zu Ihnen gehen dürfen. Darf ich Sie da-
her bitten meine Innigsten Wünsche für Ihr Wohl eben so gut schriftlich auf zu
nehmen; indeß die Feder nicht Alles ausdrücke kann was das Herz wünscht.
Glück und Segen folge Ihnen auf allen Ihren Wegen, die Sie im Leben beginnen
werden: Gott möge Sie noch viele Jahre wohl und gesund erhalten, möge noch lange Ihren
lieben Mann an Ihrer Seite erhalten, und Ihr ganzes Haus segnen. Gott möge
Ihnen dereinst in August, und Wilhelm zwei dem Vaterlande nützliche Männer
schencken. Auch hoffe ich daß die Masern jetzt in Ihrem Hause halt machen, da
Sieckchen (?) wieder beinahe ganz genesen ist.
Wie vielen Danck bin ich Ihnen für die viele Güte und Liebe, die Sie mir er-
wiesen haben, und noch immer erweisen, schuldig. Ich will Ihnen auch meinen wah-
ren Dank beweisen, indem ich Sie immer lieb behalten werden, und Ihnen
zu machen suche. Auch heute empfangen Sie von mir ein kleines Ange-
binde, von welchem ich hoffe, daß es Ihnen Freude machen wird. Es ist ein kleiner
Patientkragen, nützlich um sich gegen die kühle Morgenluft zu schützen, und zwei
Stücken Band, welche das Bild der Freude tragen, das Eine zum Kleiderbesatz, und
das Andere zu einer Haube.