Das merkwürdigste, was ich von Georgetown zu erzählen
weiß, ist: daß ich alle Menschenraçen der Erde dort
zusammen sah. Mittags auf dem Markte sah ich nemlich
Engländer, Neger, Chinesen, Indianer, Ost-Indier,
Leute von den Azoren und den Cap Verdischen Inseln,
weiße Brasilianer und Amerikaner und alle möglichen
Mischungen dieser weißen, schwarzen, gelben, braunen
und rothen Raçen. Chinesen tragen ihre Nationaltracht.
Auch die West-Indianer und die Ost-Indier, denn
sie gehen ganz nackt. Da Georgetown nur 7 Grade
vom Aequator liegt, so kann man den Leuten das
eben nicht verdenken. Dieses Raçen-Gemengsel wäre
ein Schauspiel für unsern Karl gewesen.
Also von Georgetown fuhr ich den Fluß Demerara
hinab in die See, welche hier ganz gelb ist, des sumpfigen
Bodens wegen und der Mündung großer Ströme. Gegen
Abend passierten wir die Mündung des Essequibo Stromes
und waren am Abend des nächsten Tages in der großen
Mündung des Orinocco, zwischen dem Kap Barima
und der Insel Cangrejos. Da legte sich der Wind
und wir gingen vor Anker.
Um diese Zeit ist es hier eigentlich Winter, d.h.
es ist die Regenzeit. Zwei oder drei Mal täglich regnet
es eine halbe oder viertel Stunde lang in Strömen. Der
Fluß steigt daher und ist sehr reißend, und schwerlich würde
man mit einem Segelschiff hinauffahren können, wenn
nicht gerade nur diese Zeit der Passat-Wind, von
Osten nach Westen, stärker bliese. Dieser treibt das
Schiff durch alle Strudel weiter.
Morgens, am 1 Juli, erwachten wir also in Orinocco.
Das letzte Mondviertel und einige Sterne hingen noch am
Himmel. Die Luft war frisch kühl und da der Wind sich
noch nicht aufgemacht hatte, so floß der Orinocco so ruhig
prächtig dahin wie der Vater Rhein in seinen sanftesten
Tagen. Abentheuerlich bewegte es sich aber auf der glatten
Fläche, denn bald kamen schwimmende Inseln vorüber,
große Stücke Land mit Schlingpflanzen, Büschen und
Blumen, die der Strom tief im Herzen des Landes
fortgeschwemmt; bald riesige Baumstämme, deren Äste