Detmold, 22 / 7 53
Lieber Georg!
Wieder sind mir deine beyden Briefe
– v. St. Thomas u. Georgetown – zu mer.
innigsten Freude zu theil geworden; leztern
erhielt ich gestern, doppelt erwünscht, da
ich dich nun auch v. desselben Ankunft benach-
richtigen kann, – läuft doch der Mt. July
schon wieder sm. Ende entgegen. –
Bey Lesung des erstern befiel mich an-
fangs eine etwas bange Erwartung,
– nach La Guayra zurück – wo Unruhen
ausgebrochen? Doch durch deinen ferneren
Ton ermuthigt, begann mir das Herz wie-
der ruhiger zu schlagen u. meine Furcht
verwandelte sich allmählig in das reinste
Vergnügen, bey der Schilderung jener
ausgezeichneten Naturschönheiten, als
des See’s von Valencia und des fabel-
haft umfangreichen, von der Thierwelt
bewohnten u. von Blumen geschmückten
Baumes – dem Saman de Guere – der es
allein werth wäre, eine Reise von ei-
nigen Tagen seinetwegen zu machen.
Gewiß werden deine Züge nicht immer
frey von Gefahren – Beschwerden ungerechnet –
sein, aber wie belohnend dann auch
solche Erscheinungen, die dir lebenslang in
der Erinnerung noch Vergnügen machen werden.
Ich muß dich deshalb doch oft glücklich
schätzen, diese großartige Reise zu
machen, die dir zudem nicht allein kein
Geld kostet, sondern dir auch ein hübsches
Sümmchen einbringt. Der schöne Pferde-
handel schon, amüsirte mich nicht wenig –
doch empfand ich auch ein gewisses Be-
dauren darüber, dass das brave Thier
was dich so muthig durch’s Wasser getragen
nachher wieder in andre Hände mußte.