die Literatur, wieder aufnehmen; ich fühle, daß ich geistig
frisch bleiben werde bis an meinen Tod, ich werde immer
lieben, immer hassen können, meine ganze Natur ist
Anti-Philister und in den Jahren, wo gewöhnlich Schrift-
steller erlöschen, werde ich erst die Bühne besteigen, und ich
weiß es, mit Erfolg.
Dies sind meine unumstößlichen Pläne; ich habe kein
Geheimniß vor Dir; es gehört Dir meine ganze Sele.
Wenn Du entschiedene Abneigung gegen mich hast,
so kann ich Dir das übrigens nicht verdenken. Es ist leicht
möglich, daß Du hundert beßere Männer kennst, als ich
bin, und außerdem ist es ja auch denkbar, daß Dein
Spleen, die Welt allein zu durchirren, aufrichtig ist und
noch lange dauert. Aber verzeihe mir, Betty, wenn
ich Dir sage, daß dieser Spleen nichts gutes ist. Es liegt etwas
Häßliches darin, daß man allein mit sich genießen will.
Und nun lache mich aus, mit Deiner allerliebsten
Schwester Bertha und sage ihr, ich sei seit vielen Jahren nicht
bei Tage so glücklich gewesen als neulich, wo ich mit Euch
herumlief und nie unglücklicher als Nachts, wenn ich
allein im Bette lag.
Ich denke nicht daran, Dir zur Last zu sein oder Dich
zu ennuyieren. Du kannst mit mir machen was Du willst.
Paßt es in Deine Reise-Arrangements und passe ich zu
Deiner übrigen Gesellschaft, so erlaube, daß ich Dich wieder-
sehe. Bis zum 8ten Octber gehe ich nicht fort von Detmold
und reise dann mit meinem Bruder Wilhelm nach Paris,
wo meine Spediteure Mathies &Co., Agents de la Comp[agnie]
du Chemin de Fer du Nord, 50 rue Croix des Petits Champs,
Auskunft über mich gegen können, da diese mir ein
Logis besorgen.
Ich wünsche Dir ferner Sonnenschein und viel
Vergnügen am Rhein und bleibe Dein aufrichtig ergebener
Georg Weerth