Guatemala, Salvador, Nicaragua, Costa Rica und landeten
in Panama, von wo ich über den Isthmus nach Carthagena in
New-Granada ging. Den Magdalenen-Strom hinauf, fuhr
ich in das Innere und traf in Bogotá ein, um alle Chancen
einer eben ausgebrochenen Militair-Revolution mit durch-
zumachen. Unterwegs stieß ich, beiläufig bemerkt, auf
einen preußischen Gesandten, einen Geheimrat Hesse, an
dem ich am meisten zu rühmen habe, daß seine Frau aller-
liebst ist und jenen göttlich komischen Berliner Accent
hat, den man an der Spree zu lispeln pflegt. Der
Herr Geheimrat schien sich einstweilen nicht nach der Haupt-
stadt versteigen zu wollen, und die preußische Flagge wehte
daher über einem Hause indem Städtchen Guaduas, 2 Tage-
reisen von Bogotá. Als ich den schwarzen Adler sah, ritt
ich sofort in das Haus hinein; ich glaubte im Vorhofe zu
sein, und wollte eben absteigen, als ein dicker Mann s[ehr]
ärgerlich auf mich lossprang und mir auseinandersetzte
daß ich in seinem „Saale“ sei. Es war dies der He[rr]
Geheimrath und ich befand mich mit meinem Maulthier [mitten]
im Heiligthume seines Gesandtschaft-Hotels. Wäre in diesem
Augenblick nicht die Frau Geheimräthin gekommen, ich glaube
wir hätten uns an die Köpfe gefaßt.
Hinter Bogotá ist die Welt zu Ende. Es beginnen
die großen Flußthäler des Innern von Süd-Amerika.
Um mich nicht in diesen zu verlieren, reißte ich zurück
und ging in diese reitzende Provint Antiochia, welche
in den Central-Kordilleren liegt.
Ich besinne mich jetzt, ob ich noch nach Peru und Chili
gehen oder nach Europa reisen soll, denn der Osten fängt
an, mich mehr zu interessieren als der Westen.
Gottes ist der Orient,
Gottes ist der Okzident;
Nord und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
So sagt der alte Goethe; wir wollen es dem Schicksal an-
heimstellen, was mit uns Einzelnen und allen geschieht.
Mit herzlicher Liebe bleibe ich aber, liebe Lina,
Dein Georg Weerth.
Briefe treffen mich rasch und sicher
durch Vermittlung von Steinthal und Co. Manchester
England.