Berlin, den 11 November [1854]
Vor 4 Wochen, als mir Dr. Vehse Deinen Brief
mittheilte, lieber Georg, und wir gemeinschaftlich
zu antworten uns vornahmen, kam uns der Ge-
danke, das Alles, was wir Dir mittheilen könnten
eigentlich die weite Reise nicht werth sei, und uns zu
geringfügig erschiene Dir in jene schönen aber unwirth-
lichen Gegenden zu folgen, wo Du Dich umherzutrei-
ben den Muth noch nicht verloren zu haben scheinst.
Seitdem ist leider Manches vorgefallen, was zwar schmerz-
lich mitzutheilen, jedenfalls doch aber der Mittheilung
nicht unwerth ist. Wir haben am 10. Oktober den
liebenswürdigen humanen heitern Fritz Roß von
Loo an einer schnellen Kuxxtheit [Goette: Krankheit] verloren, und
dadurch die glücklichste Ehe, die herzinnigsten Fa-
milienbande zerreißen sehen. – Mein Onkel
starb in Dresden, wo er sich zum Vergnügen für
kurze Zeit aufhielt. Großvater Roß, der seit
Anfang dieses Sommers ganz nach Loo übersiedelt
war, seinen Abschied genommen hatte, um in
der Heimath und bei seinem Lieblingskind
seine letzten Tage zu beschließen, hat den Tod
desselben nur drei Wochen überlebt, er starb
am 27ten Oktober auf Loo friedlich und
sanft, zurückblickend auf ein langes, segens