Detm 24/10 ’54
Lieber Wilhelm!
Dank für Deine heutigen Briefsendg. die mir Ferd. schon neulich
auf diesem Wege angekündigt, wovon zu reden mit Dir ich
aber – nach mr. jetzigen leidigen Gewohnheit – vergessen
hatte. Ich bekam am Sontag nun wied. ein p. Zeilen v. Georg
direct, und zwar v. St. Thomas, 1ten Octbr. die also lauten:
Meine Tour d. Venezuela habe ich beendigt; sie war Ge-
schäftlich sehr glücklich. Eine Windstille von 3 Tagen hielt
unser Schiff zurück. Der Steamer nach Europa geht den
Moment ab, ich kann Dir diesmal nur meine herzl. Grüße
senden. Eben treffe ich hier ein. ––– So haben
wir ihn denn wied. ein gutes Stückch. näher zur Hand.
Das Weitre wird sich dann auch ja wol bald ergeben.
Deine neul. Sendung an Carl hat leider ein negatives
Mißgeschick betroffen, was derselbe Dir gestern wird
mitgeteilt haben – das ist Lehrgeld f. d. Zukunft!
Von quästionierter Einladung hörte ich am Sontg. von
der Mama, H[err] Wessel hatte auch den „Kässe“ mit nach
Hause gebracht und Du hast nun auch noch den Gegen-
besuch – Glück zu! Ich bin begierig, sr. Zt. von Dir
persönlich noch ein Meh’res darüber zu hören.
Es freut mich, D daß Dein „gesegnetes“ Frauchen
v. ihrer Erkältg. wied. hergestellt ist, man konnte in
lezter Zeit leicht dazu kommen. Ich war seit 14 Tagen
nicht aus dem Hause. Deinem Vorhaben, l. Wilhelm!
wünsche ich sehr ein glückliches Gedeihen, gewiß würde
es dem Oncle wohlthun, Dich zu sehen u. Dir sn. Jammer
klagen zu können. Ueber die Lage ds. Gutes Loo sowol wie
Grünthal waren wir Alle auch im Zweifel, - ich schrieb deshalb
an die L. Schneider nach „Crefeld“ – auf meine Bitte ging Carl nun
auf die Post, um sich darnach zu erkundigen, aber auch das hat uns
nicht klüger gemacht – obgl. H. v. L..b..g selbst da war - man
meinte: „es müsste in der Nähe v. Ddorf. od. Elberfeld liegen“ !!!
Soviel glaube ich Dir aber sagen zu dürfen, dß. du jedenfalls
noch denselben Tag v. Wesel nach Loo wirst kommen können, denn
die „kleinen Güter ds. Oncles „Kattlach u. Pottdeckel“ jetzt in „Loo“ ver-
wandelt, war sehr noch „bey Budberg u. dies nur 1 p. Std. v. Wesel,
also kein Zweifel, daß bald dahin zu kommen ist. „Grünthal“ wird
wol eine Post- oder Eisenbahnstation in der Nähe sein, was Du
in Wesel sicher erfahren kannst. – Möge es Dir wohl gelingen!
Bezeuge dem Vater u. d. Wittwe – –meine innigste Theilnahme, wenn
Du zu ihnen gelangst. Dr. Auguste – – mn. herzl. Gruß. Gott mit Dir!
Deine treue Mutter.