Soest 4 Aug. 1828 am
Tage nach unsers Königs
Geburtstage.
Lieber Ludwig!
Wohl noch nie hat ein Brief weicher
u. sanfter eine Reise gemacht, als der,
welchen ich jetzt gehen lasse (d. L.
Brief), denn er macht die 8 Meilen
von S. nach Detm. in der weichen
Umhüllung einiger Paar wollener Strüm-
pfe, die Dein Nachbar, der Weisen-
vater Adolph Menke, meinem Alten
mit der Zumuthung zuschickte, doch
den Vorrath der wollenen Fabrikate
im Weisenhause zu D. nach den obener-
wähnten Proben, an hiesige Kaufleute
abzusetzen, was jedoch aus mehreren
Gründen nicht anging, weshalb die
Proben denn heute mit der Fahr-
post wieder abtrollen, u. diesen
Brief in ihre wärmenden Arme
aufnehmen müssen, was dem alten
Jungen gewiß bei diesem nassen,
kalten, windigen Spätsommer recht
gut thun wird.
Ich hoffe, daß Du, was mich
Dein letzter lieber Brief, für welchen
ich Dir meinen herzlichen Dank
sage, hoffen läßt, noch recht ge-
sund bist, u. trotz dem, daß wir
uns so lange nicht gesehen, noch immer
die alte freundschaftliche Gesinnunge gegen
mich hegst, wie es bei mir vice versa