Soest, d. 27ten July 1829.
Schon sind beinahe drei Monate verflossen, lieber Ludwig,
ohne daß ich Deinen, mir bei Deiner Abreise aus
Detmold zugerufenen, herzlichen Scheidegruß er-
widert und Dich als nunmehrigen akademischen
Bürger in dem alten Marburg willkommen
geheißen hätte. Allein Du mußt dieß auf
Rechnung meiner vielen Geschäfte , und der, mir
zu eignen Studien und zur Abfassung freundschaft-
licher Briefe so äußerst knapp zugemeßnen
Zeit; – nicht aber auf eine Abnahme meiner
Freundschaft setzen; denn diese, hoffe ich, wird,
einmal in unsern froh verlebten Knabenjahren,
wo uns beiden noch ein gleiches Ziel vor-
schwebte, geknüpft, nie abnehmen, noch
erkalten; sondern, wie sie uns in jener, mir
noch in der Erinnerung theuern Zeit verband,
uns auch als Jünglinge, und, will’s Gott!
auch dereinst als Männer und Greise,
stets vereinigen. Also, lieber Ludwig, meinen
herzlichen Glückwunsch dazu, daß Du auf Deiner
Dir bezeichneten Bahn den jetzigen Standpunkt
erreicht hast, und gebe Gott, daß Du Dein
nächstes Ziel (wahrscheinlich doch wohl eine hübsche
Pfarrwohnung, mit einem noch hübscheren
Weibchen darin ?) schnell und glücklich er-
langen mögest!