Meinem Freunde Ludwig!
Gefühle
bei der Leiche meines lieben Brüderchens Otto, der am 23st. Juli 1830, gerade 8 Monate nach dem Tode seines Vaters an der Bräune verschied.
O, so hast Du sie nun ausgelitten,
Kleiner Dulder! Deine letzte Nacht?
Hast den Todeskampf nun ausgestritten?
Trägst den Kranz, den Engel Dir gebracht?
Ja, Gott, ja! da liegst Du in der Wiege,
Bleich und starr, und bist so kalt, bist todt,
Und um Deine blassen, lieben Züge
Spielt mit Purpurschein das Morgenroth!
Lieber Otto, lieber, lieber Knabe!
Ach, Du hörst mich, hörst den Bruder nicht!
Morgen ruhst Du schon im dunklen Grabe!
Nimmer hörst Du, was Dein Bruder spricht!
Wie ich Dich mit Küssen auch bedecken,
Wie ich Deinen Namen rufen mag! –
Nimmer, nimmer kann ich Dich erwecken!
Nimmer, nimmer, nimmer wirst Du wach!
Ach, da liegst Du mit so bleichen Wangen,
Ihre Röthe, ihre Farbe wich;
Deine rabenschwarzen Wimpern hagen
Tief herab, sie heben nimmer sich!