hören. Habe mit sonderbarem Interesse gelesen, was Ew.
Liebden, mir über Dero Eigene Person, etwelche Gönner
und Freunde, und über die Zustände Detmolds im Allge-
meinen mitzutheilen belieben. Dero Relation hat einen
armen Poeten, als welcher hiemit pflichtschuldigst seinen
gehorsamsten Dank abzustatten nicht verfehlen wollte,
über die Maaßen amusiret, und kann derselbe –
o Du verfluchte Bestie, aus der ersten in die dritte
Person zu setzen! – Ew. Liebden versichern, daß Dero
Sendschreiben volle vierzehn Tage in der Seitentasche
seines Rockes hospitirte, nebst dem Victor Hugo seine
einzige Lecture ausgemacht, u. ihn vornämlich in denen
Augenblicken, in welchen er gewissen Zwecke wegen
einen gewissen Ort besuchte, wahrhaft erhoben und
erbauet hat. Einen nicht minder erheiternden Eindruck
haben die gütigst beigelegten Kupferstiche (so nennt
ja auch Claudius im Wandsbecker Boten das Rembrandt-
sche Conterfei des hebräischen Riesen Goliath) auf Aug’
und Geist erwähnten Laurentii (scil. Kindlein)
gemacht, namentlich die, mit unverkennbarer Liebe
aufgefaßte und ausgeführte Vista eines hoch-
fürstlichen Schlosses cum adjacentibus regionibus,
als welche ein Holländer Slotzigt nenne würde.
Ich – Aha, Männeken, lenst Du ein? –
muß wirklich gestehen, daß mir gerade dieses
Bild sehr werth ist. Es ist ein Commentar zu dem,
was Du mir über die fortschreitende Cultur
des Lippischen Babylon sagst. Diese verschwundnen
Kastanien, diese Fontainen, diese Säulen
mit den Schlangen darauf (von denen ich leider
nicht weiß, ob sie von der Schlange des
Aeskulap oder der Hygiea, oder von Moses kupferner
abstammen) – mir legen sie alle Zeugniß ab
von dem Geiste, der in Euren Mauern weht!
Und nun der Soldat – und der kleine gedrechselte
[am linken Rand quer:]
Was hat der St(ockmeyer) aber für eine verwilderte Gemeine!
Die Zeitungen haben ja kürzlich einen ganz entsetzlichen Fall aus Meinberg
gemeldet!