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Bandels Hütte am Armin Denkmale 5 October 1873
Lieber Freund Uhde!
Seit vier Tagen wohne ich mit meiner lieben Frau, die morgen 71
Jahre erlebt haben wird, hier oben, in der Ihnen bekannten Behüttung,
die durch einen kleinen Anbau vergrößert und durch Tapezierung des
Salons verschönert worden ist; die Waldespoesie ist dadurch in Etwas
beeinträchtigt und durch meiner Frau Einrichtung und Ordnung ist
eine städtische Bewegung nun eingezogen. Die Bretterwände haben
mir im schönen Wald besser gefallen wie die blauen Papierwände und
haben diese mir den blauen Him[m]elssalon noch lieber gemacht. Es ist
doch im[m]er wunderschön hier oben; in der ersten Nacht, die wir hier oben
schliefen, weckten uns zwei gewaltige Donnerwetter, die trotz ihrer
Furchtbarkeit meine Hüttenfrau, zu meiner Freude, ganz ruhig ließen;
herrlicher Sonnenschein bracht wonnige Tage auf nebliche Morgen und
heute am Son[n]tage :/ zum Glück kein Arbeitstag /: sitzen wir in einer festen
Wolke, die Bäume tropfen, ohne Regen, und doch wie schön ist’s nun! vor
meinem einzigen Fenster stehen zwei alte Buchen in, durch die Nässe, den
glänzensten saftigsten grün und schon in gelblichen Farben, durch sie hinturch
sehe ich hinunter auf Buchengruppen, die je entfernter, sich im[m]er mehr im Wolken=
nebel verschmelzen und verlieren, in Farbenspielungen, die unbeschreiblich
Die Natur ist doch im[m]er schön – wunderbar! ein Sonnenblick fällt eben
in das kleine und doch so wunderbare Bild. Meine Frau vertreibt sich die
Zeit mit Spiel auf ihrem mitgebrachten Flügelpiano; meine Augen waren
so den Farben und Formen erschlossen, daß die Ohren nicht hörten und nur