[BaH 6/12] [13]
Armin Denkmal 15n Mai 1874
en Allemagne
Mein lieber Freund Herman[n] Uhde!
Eben bei Feierabend erhielt ich Ihren Brief aus der
nicht deutsch sein wollenden Schweiz und freue ich mich in
welcher Landschaft ich mir sie nun denken kann[n]. Nun im Schwei=
zer Ländli kann man’s schon utholen und wünschte ich mir Sie
zwischen den him[m]elhohen Riesen heimsuchen zu können; darum,
daß Sie aber so lange unter dem Servietten wedelnden befrackten
schwarzen Burschen aushalten müssen, darum beneite ich Sie nicht,
und ist das mir recht sehr leid; doch Sie werden dem auch die gute
Seite abzugewinnen wissen und Sie haben ja ihr liebes Weibchen
bei sich – lassen Sie doch Großmama mit Hermänchen nachkom[m]en.
Nun folgen Sie aber genau der Weisung Ihres Arztes und kom[m]en
Sie vor in guter Som[m]erzeit 1875 nicht zurück. und ist dabei zu
bemerken, daß die gute Zeit dort früher eintritt wie hier.
Ich habe hier Mitte Mai das Vergnügen gehörig zu frieren und es
weiß der liebe Him[m]el nicht mehr was Wasser und Schnee, er muß
sich darauf besin[n]en – wird er Alters schwach? scheint fast so, konfus
genug ist er. Der Ofen darf nicht kalt werden, um mich an
ihm erwärmen zu können, weil die Sonne im[m]er grau verdekt ist.
Da kom[m]e ich ins Schnacken anstatt ins Berichten. Also
Durch die allseitigen Vertheuerungen veranlaßt konnte
ich mit den reichlichst bemessenen Denkmalsgeldern nicht ausreichen