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Gegenwart
1874, 36.
[1. Hand: Ernst von Bandel]
Hermanns Denkmal 4tn September
1874
Lieber Freund Erman Houde!
Na! wer will aber auch 3,000 F überm Meere wohnen, wo hat doch
Ihr Arzt hin gedacht? hier 1200 F hoch ist die Luft schon so rein und dünn, daß
es längst genug; Sie müssen in weicher Luft sich aufhalten – Gott lob, daß die
Lungenprobe keine schlim[m]eren Folgen gehabt, und daß Sie wieder wohl sich fühlen
Sie müssen durchaus vorsichtig mit Climawechsel sein und kom[m]en Sie ja nicht zu früh
in unser Bärenland. Sie würden sich wundern, wenn Sie jetzt das Sturmgeheul,
in dem wir eben leben, hören müßten, das heult nicht das brüllt, ich schlief dabei ruhig
zur Verwunderung meiner Frau; erwacht hatte ich aber doch Sorgen um mein hohes
Figurengerüste, doch fand ich keine Ursache dazu – meine Arbeiter kon[n]ten es eben
nicht aushalten und werden uns leider nun öfter solche Tage für die Arbeit da oben
verloren gehen. Wenn nicht anhaltend zur Arbeit günstige Tage kom[m]en, dan[n] werde
ich in diesem Jahre nicht fertig; auf jeden Fall kom[m]e ich aber doch noch so weit, daß
ich im künftigen in guter Zeit zum Schlusse gelange. In den nächsten Tagen lasse ich
den Kopf und den rechten Arm mit dem Schwerte aufstellen, damit ich das Holzge=
rüste um einen Stock niederer bekom[m]en kan[n], dann mag der übrige Theil den
Winter über weiter stehen bleiben. Wen[n] der Sturm um das hohe breite Holz
Ding herumwirbelt schauts doch gar zu gefährlich aus, Armins Kupferschädel und
Erzschwert werden sich wenig um solch Angriffe küm[m]ern.
Auch wir hatten hier viel Besuch von Kindern und Kindes Kindern; Sie werden
von Meyers mehr gehört haben, als wie wir von diesen selbst hören, sie theilen uns
sehr wenig von Ihren Som[m]erreisen mit. Wo wir uns, nach der Arbeit hier, für
den Winter hinwenden steht noch in Frage.
Das Wetter war hier höchst ungewöhnlich u ungemüthlich, Hitze, Kälte