Einen Mercur hatte Th: an einen Engländer verkauft unter der Bedingung, daß er
die Figur in Beisein des Käufers selbst vollende. Der Engländer kam täglich Stunden lang
in denen Thorwaldsen mit kleinen Raspeln an dem Marmor herum krappelte, zur großen
Belustigung seiner lauschenden Schüler, ich lugte auch einmal durch eine Thyrspalte, was noch an der Figur zu arbeiten war geschah in
Abwesenheit des Engländers von Römer Bildhauern. Dadurch, daß Th: die meisten Mar=
mor Arbeiten von Schülern umsonst erhielt, kon[n]te er niedere Preise setzen und verdarb
dadurch den Verkauf der Werke auch jüngerer Meister.
Als ich im Jahre 1825 nach Rom weiter reiste verbot mir Kronprinz Ludwig Canova war schon todt Canovas Werk=
statt zu besuchen – ich besuchte sie sehr oft. trotz aller Nazarener Gewinsel, die Eber=
hart an der Spitze Canova nur Schweinetreiber schalten
Seite 245 Ist eine gar wirklich komische Zusam[m]enstellung Fräulein Ellenrieder
und Flor – Ellenrieder eine ernstlichst strebende Künstlerin originell in ihren Ar=
beiten und deßhalb von Alten und Jungen geachtet und geehrt und der Windbeutel Flor!!
Dieser Semper in Floribus wie ihn König Ludwig nur benamste, war als schaffender
Künstler gar nichts und nur ein stümperhafter Copist alter Bilder; lebende Bilder stellen und
Komödie spielen den Lustigmacher, als Erwerbszweig, für Gesellschaften abgeben war sein
endlicher Beruf. Er kam im Jahr 1820, war’s wohl, mit einem Maler Leskenz zu Fuß,
damals noch reich, nach München gewandert, er in Tanzschuhen, weißer Hose, braunem Röckchen
anstatt den Ranzen eine Guitare umgehängt und war gleich in den ersten Tagen unser Hans=
wurst. Nach ihm kam eine große Kiste mit allerhand Theaterzeugs, er wohnte in der Sendlin=
gerstraße in München, eine der belebtesten, wir packten die Kiste aus und rauchten als Tücken
zu den Fenstern hinaus zur Verwunderung eines großen Menschenzusam[m]enlaufs. In
München erfuhr er den Ruin seines Vermögens, was ihn wenig genierte, aber auch nicht zur
Arbeit antrieb.
Seite 200. Seillers Lebensbilder sind gewissenlos hingeworfen. Electrine Stung, in Paris
im Monat Electoral geboren, daher der Name, war nicht eine sentimentale Schwachheit, sondern
eine charakterfeste Künstlerin und Ehefrau, uns Bandels war sie eine liebe Freundin, unter
deutschen Künstlerinnen ist sie eine der ersten. Baron Freiberg reiste ihr durch ganz Italien nach – traf
sie nirgend, zurückgekehrt mußte er seiner Mutter versprechen ein Jahr sich zu besinnen u mit einer
Verehelichung mit E. zu warten; er schrieb sich sogleich Tage u Stunden auf und nach der gesetzten Frist stund
er mit Electrine am Altar; sie schenkte ihrem Mann 3 oder 4 Kinder und starb nahe an 50 Jahre alt.
Sie war im[m]er als Künstlerin thätig und eine gute Hausfrau und Mutter
Wir verlebten recht frohe Wochen in Thalkirchen, unweit München, wo sie durch 1 Bild erworbenes
Gut hatte, in Hof u Garten ticht an einander, mit ihrer Familie zusam, sie hatte da schon 3 Kinder Dieser Tage
werde ich gedenken und darüber schreiben. Freiherr von Freiberg war damals Königl. Stallmeister
[links quer]
Lerkow war ein so schöner Man[n] daß wenige Tage nach seiner Ankunft in München alle Weiber von ihm sprachen; er hatte den Krieg mitge=
macht u als Hamburgs Frauen dem Corps zu dem er gehörte eine Fahne zum Sangeseinzug schickten mit der Weisung, daß der Tapferste sie tragen solle erwählten
seine Kampfgenossen ihn dazu.