Solche Geschichten begegneten mir oft im Leben, könnten gut erzählt gar Manches klar stellen;
solche Wahrheiten lauten und man fürchtete mich weil ich solch Wahrheiten nicht todschwieg.
und habe ich mich meiner Haut stehst rücksichtslos gewehrt.
Meine erste Statue war ein lebensgroßer ruhender Mars in Gyps, er ward viel gelobt u broporsirt
auch von einem der sagte „wie es um die Anatomie der Figur steht kan[n] ich nicht beurtheilen“ ich wußte,
daß ich streng die Figur durchgearbeitet und vertross mich diese Annahme, daß solch Fehler in der Figur
sein kön[n]te so, daß ich nie eine Rezension über meine Arbeiten las.
Ich habe doch ein gar eigenes, von Anderen abweichendes Leben durchgemacht, im[m]er mit den Kopf durch
die Wand, daß ich jetzt, alt, mich wundere wie solches möglich war, mein Keil war aber im[m]er die Wahr=
heit und der Ham[m]er sichere Keckheit; Als mein guter Vater heimgegangen, war ich 18 Jahre alt, Freunde
des Seeligen empfalen mich so reichlichst da u dort hin und ich fieng an mich nach diesen Lebenshilfen um=
zuthun, ich suchte nicht lange, den[n] überall ward mir Demuth, Kriegerei, Schlauheit, Heugelei etc schönes
gerathen; eine gar liebe alte Frau wiederholte hunderte Mal „mit dem Huth in der Hand kom[m]t man durch’s
ganze Land“ da stieg mir die Galle und schwor ich mir solcher Wege nie zu gehen – und habs auch nicht.
Bin so aber auch nichts geworden als, im[m]er heiter, Meister und Alter vom Berge, damit bin ich
reichlichst zufrieden und mag auch nicht mehr werden.
Mein verehrtester Buchschreiber! jetzt nachdem ich ernstlich daran denke über mein Leben
zu schreiben, kom[m]t mir der ganze Verlauf desselben so außergewöhnlich vor, daß ich fürchte, Leser des
Gedruckten könnten in mir ehrlichen Kerl einen übertreibenden Lügner heraussuchen.
Ich will aber doch, wenn in Genthaer Ruhe angekom[m]en anfangen geordnet aufzuschreiben. In meinem
Leben haben sich alle Ereignisse auf einander fussend entwickelt, ich ließ im[m]er den lieben Herrgott
walten und mit ihm gieng es allerwege gut – nach meinen Begriffen – Andere kon[n]ten freilich
meine Zufriedenheit oft nicht begreifen – ich begriff deren Anforderungen ans s. g. Schicksal aber
auch nicht. Eines begriff ich oft nicht – daß da ich Alle mit denen ich zusam[m]en kam, zusam[m]enstieß
leicht begriff, durchschaute, ich so oft nicht begriffen wurde, wo ich mich doch stets nie anders gegeben
als wie ich eben bin. – Mit war und ist König und Bettler gleich, ich schaue nur den Menschen
das Kleid verdeckt mir den Körper, der Körper die Seele nicht – so schaue ich keinen und liebe wo es
zu lieben giebt. Ich werde doch im Zusam[m]enhang aufzeichnen weil mein Leben im
Zusam[m]enhang ging, das Wie ich schreiben werde, mag oft mangelhaft, fehlerhaft, sein, da die Feder mir
oft Jahre lang nicht in die Hand kam.
Jetzt ist um mich herum allerwege Weihnachtsschwindel, ich liebe solche Festwirtschaft nicht –
bin über die Kinderaugen ja längst hinaus und stehe ich dem alten Herrgott zu nahe um am Kindelein
fein mich zu ergötzen. Ueber Anderer Sinn und Freudengrund utheile ich nicht, gönne ihnen ihre
Lust und freue ich Alter vom Berge mich auch darüber. Nach dem Teut habe ich Heimweh, Gottes
Tempel ist wohl überall, der Mensch liebt aber Mannigfaltigkeit – vom heilgen Hain zum Kirchen=
Bau führte ja auch nur der menschliche Drang nach Man[n]igfaltigkeit in der das menschliche Ich, sich über des
Allmächtigen Schöpfung erheben wollte – und - in Finsterniß verfiel. Unsern Urvätern war Gott zu
groß um ihn in Mauern einschließen zu können wollen.
Fröhliches Weihnachtsfest zwischen See und Firnen! und die herzlichsten Grüße Ihnen u der lieben Frau
vom treuen Freunde Bandel