Soest 14/2 37.
Z’ Mannheim an der Post,
Lausig Sappermost ‒ Da hat
mir der Herr Offizial schon vor 3 Wochen einen
Brief geschrieben, u. ich liederlicher Mensch habe
ihn noch nicht beantwortet. ‒ Dießmal aber
trage nicht ich die Schuld, sondern die fatale
Grippe, die mich tüchtig mitgenom̅en hat; u. deren
Nachwehen mir noch diese Stunde zuschaffen machen. ‒
Tausend Dank für Deinen letzten Brief, Du
Lieber! Meine Verse hast Du aber zu nachsichtig
beurtheilt, wenn nicht anders Dein ganzes Lob
durch die arglose Bemerkung, ich müsse, wie
aus meinen Gedichten hervorgehe, nebenbei ein
trefflicher Naturforscher sein, wieder um-
gestoßen wird. ‒ Soll man denn aus Gedichten
Naturgeschichte lernen? ‒ Sieh’ da steckt’s,
lieber August! Ich bin mehr Maler, als Dich-
ter, schildere in meinen Liedern mehr, als
daß ich Gefühl u. Reflexion entwickeln u. erwecken
sollte, u. eben drum werde ich immer wenigstens
einseitig bleiben. ‒ Jene naturhistorischen Kennt-
nisse übrigens, die Du mir zutraust, sind Nichts
als abgerissene Notizen, die mich angeflogen sind,
ohne daß ich selbst wüßte, wie? Seit meinem
achten Jahre habe ich eine entsetzliche Lesewuth
gehabt, die durch meine frühzeitige Desertion