[Ba H 6/19] [21]
Am Armin Denkmale den 5n Mai 1875
Lieber Freund Uhde!
Gestern das erste Gewitter und eben brum[m]t es wieder u
zieht es schwarz an; endlich fangen die Bäume an grün zu werden.
Am ersten Mai, Sonnabend Mittag, war das Armin Schwert
in der Faust eingelassen, es war eine sehr Gefahr volle und
schwere Arbeit gewesen. Ich kon[n]te oben bei meinen Arbeitern nicht sein,
des engen Platzes Wegen und kon[n]te unten im Walde liegend
die Arbeiten nach meinern Anordnung nur zusehend verfolgen,
ganz stille wirtschafteten die Leute, denen man sonst im[m]er das
Mitreden verbieten muß, endlich jubelten sie laut, das Schwert
stund fest und nun sangen 6 Männer oben „Nun danket alle
Gott“ meine Sorge war abgeschüttelt und ich dankte gerührten
Herzens dem Allmächtigen, der das kühne Werk so gut gelingen
ließ. Die Aufrichtung des Schwertes währte vom Freitag Mittag
bis Sonnabend Mittag. Das Schwert wiegt 1100 Pfunde.
Son[n]tag vor 8 Tagen erhielt mein Sohn Hans von seiner Frau
das 2te Mädchen, nun unser 19tes Enkelkind, geschenkt; meine
Frau wird nun wohl bald von ihrem Jüngsten zu ihrem Aeltesten
kom[m]en können. Carlein ist in Weymouth ohnweit Bortsmouth [lat Schrift] bei einem Pastor Mr Ellis
Unsere Carlin das frische wilde Mädchen, das Sie kennen ist
verlobt mit Hand Ruhl aus Cassel, der anliegenden Gesang in
Musik gesetzt hat; er hat es hier in 4 Wochen instrumentirt u
wurde eine Probe davon aufgeführt, die großen Beifall geerntet,
jetzt schreibt er in Cassel die Singstim[m]en und wird hier bald eine
weitere Probe, mit Gesang u Instrument-Begleitung veranstalten. Das
Werk ist frisch und kräftig, mannigfaltig u charaktervoll