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Am Armin Denkmal 20n Mai 1875
Mein lieber Freund Uhde!
Schönsten Dank für den Geburtstags Glückwunsch vom
Ehepaar Uhde, recht sehr habe ich mich darüber gefreut, daß
Sie meiner gedacht. Hier wurde ich den ganzen Tag von früh
4, bis spät am Abend mit Sang, in Versen u Prosa beglück=
wünscht – es freud mich, daß man mich lieb hat; das viele
Beloben liebe ich aber nicht. Was machen die Leute doch
ein Leben daraus, daß ich, nach dem der liebe Gott mir einen
guten Gedanken eingegeben, ich ihn auch treu durchgeführt, es
war ja nichts weiter als eine Pflichterfüllung.
Nun kom[m]en die Leute auch mit allerhand Geschnacke von
Dank und Belohnungs Verpflichtung, was man mir schulte;
habe ich doch nie an solches gedacht und habe ich mein Werk
nicht allein für die Jetzlebenden gemacht und die ich aus ihrem
Michelschlaf früher aufgerüttelt damit, sind meist nicht mehr.
Da kam vor ein paar Tagen auch ein Brief von Brockhaus
der will mit meinem Hochschnittbild nun allerhand zu meinem
Vortheil dabei ordnen – das, meinetwegen. – ich verstehe aber
auch gar nichts in solchen Geschäften; ich bitte Sie deßhalb ihm
zu schreiben. Er frag an u will –
Ich schicke seinen Brief selbst hier mit.