[Transkription von Bernd Füllner]
Lieber Schnezler!
Alles Liebe und Gute zuvor! ‒ Meine
Poëmata hab’ ich Dir vor drei oder vier
Wochen geschickt, u. hoff’ ich, daß Du sie zur
Zeit wirst erhalten haben, u. daß Dein Nicht-
antworten kein Beharren in der empfindlichen
Stimmung anzeigen soll, welche es Dir (auch
nach Hub’s frühere Mittheilungen deßfalls) seit
längerer Zeit beliebt hat, gegen mich an-
zunehmen. ‒ Ich wüßte nicht, womit ich
dich sollte beleidigt oder gekränkt haben; ‒
über meinen Rücktritt vom Odeon hab’
ich mich zur Genüge gegen Dich ausgesprochen. ‒
was ihn veranlaßte, weißt Du; ‒ Du
wirst u. kannst ihn nicht mißbilligen. ‒
Woher also Dein Schweigen? ‒ Es würde
mir lieb sein, etwas Sicheres von Dir
drüber zu hören! ‒ Nichts ekelhafter, als
so im Mittelzustand der Lauheit u. der
Gespanntheit, wo man nicht weiß, was man
an einander hat ‒ Kleinlicher Empfindlichkeit
halt’ ich Dich kaum fähig, u. wenn Du wirk-
lich etwas gegen mich hättest, so könnten
Deine veränderten Gesinnungen für mich doch fast
auf keiner andern Basis, als auf miserabler
Kleinigkeitskrämerei beruhen.
[gestrichen]Von Hub hör’ ich Nichts! ‒ Der Kerl ist
total verschollen, u. die Pränumeranten
haben das Nachsehen.[Streichung Ende] Gruß u. Handschlag!
Dein FFreiligrath