P.M. [31]
Mir sind folgende Schändlichkeiten angezeigt worden,
Die schon voriges Jahr der Völlerey wegen mit dem
Strafwerckhaus bestrafte Frau des Bothen Bax hat bey Gele=
genheit der neulichen Auction [lat. Schrift] der Wittwe Cruel auf dem Damme, einen
eine ziemliche Summe Geldes bey sich führenden Papiermachergesel=
len erst in ihr Haus gelockt und mit ihm gezecht und dann in der
Bockemühle eingeschlossen mit ihm solche viehische Schändlichkei=
ten verübt, daß die Kinder zusahen und es auf der Straße
ausriefen, sie entwich u, ist gestern zurückgekom[m]en, ihr Mann soll
bey dem Rath Anze geklopft haben – ist die Hälfte dessen wahr
was erzählt wird und womit ich meine Feder nicht besudeln mag
so müßte das ihrem Mann alles verkaufende Weib zur
Haft kom[m]en.
Dann soll in Hiddesen eine höchst verwerfliche Dirne Luise Rib=
bentropp seyn, die gestern das dritte unehlige Kind gebar [gestrichen] tau=
fen ließ und zum Kirchenbuch angab bey der Obermühle [unterstrichen]
von einem Unbekannten überfallen zu seyn – man wün=
schet daß dieses Weibsbild nicht der gesezlichen Strafe ent=
zogen werde, befürchtet es aber da sie zu dem Tiemann=
schen Verzeichniß gehören soll, überhaupt nim[m]t in den nahen
Dörfern um Detmold, die Unsittlichkeit so abscheulich zu, daß
in den letzten 3 / 4 Jahren von 139 Kindern 20 unehlig gebohren
sind, also das 7te Kind der Sünde gehört. Das ist vorzüg=
lich Folge des Beamten, der alles Gute zerknickt, und wir
sind mit der [eingefügt] Verantwortung schuldig wann die Greuel
fortdauern. Ich muß bitten, daß dieses nicht
pars actorum [lat. Schrift] werde.
Detmold
den 12ten October
1818.
Pauline