Am Ende der Regierungssession am 27. Jun. 1820.
Zum letzten Maal, meine Herren, wie bisher in Ihrer Mitte, kann ich mir nicht versa=
gen den rührenden Moment mit einigen Worten zu bezeichnen. Wir haben lange, viel
und oft gemeinschaftlich gewirkt, wir hatten immer einen Sinn, einen Zweck, wir haben
uns nie mißverstanden. Oft kam ich leidend, gedrückt und krank in Ihre Versamm=
lung und verließ sie heiter wohler, gestärkter. Als in der Ueberspannung kurzem
Moment einige mir abzufallen schienen, auf einmal zum Vorwurf anrechneten
wofür man nicht lange vorher laut und allgemein mir gedankt hatte. Da blieb
mir die Regierung, selbst mit persönlichen Unannehmlichkeiten unerschütterlich
treu. Für alles dieses bewahrt mein Herz unerkaltenden Dank und widmet glei=
ches Gefühl den Vorangegangenen, denen von uns durch Todt, anderweitige nützli=
che Thätigkeit, hohes Alter Getrennten, immer noch Geliebten. Freudig überhaupt,
daß Sie in mir nicht bloß die Regentin sahen, daß Sie mir in jedem Verhältniß
Zutrauen und Freundschaft bewahren, erbitte ich mir nicht bloß die Fortdauer,
sondern inständigst Beweise – Ihre Anhänglichkeit, Ihren Rath, Ihre durch nichts zu
beengende Aufrichtigkeit, zum Besten des Landes, meinem Sohn, Ihrem Fürsten,
so gern hoffend, daß edle Festigkeit, rasche Stätigkeit, der anerkannte Ruhm der
würdigen Lippischen Regierung bleiben wird. An dieser Bitten Erfüllung erinnert
dann das kleine Andenken was ich Ihnen zurücklasse, es gebührt dem Tische an
dem es entstand, es spielt die Hoffnung in allen Farben. Kann auch künftig
mein Geschäfts=Gedächtniß, meine Geübtheit im Französischen, irgend eine meiner
Ansichten, einem von Ihnen nützen, o! wie gern soll es geschehn, wie willkom=
men mir jede Rückerinnerung an meines Lebens nützlichsten Zeitraum seyn.
Doch ich scheide ohnehin nicht ganz von Ihnen, meine Herren, ich habe mir ja ein
sehr schönes Departement, Fürsorge für die Armen, vorbehalten.
unterz. Paulina.