Als noch kein Trauerflor mein Diadem umhüllte,
Ich den Beruf der Gattin nur erfüllte –
Und schon dem Lande zweifach frohes Leben
In meinen Söhnen Erben bald gegeben –
Da ward ich neuer Mutterhoffnung mir bewußt
Und wünschte eine Tochter nun an meine Brust!
Da träumte lebhaft mir „Im Jahre Achzehn hundert
„Wird dir und auch den Deinen fröhlig Heyl!
„Ein geistreich liebes Kind, was Innigkeit bewundert
„Doch erst nach zwanzig Jahren, ganz zu Theil!“
Ich wusste wahrlich nicht, was dieses Bild mir wollte
Und ob ich nicht es Täuschung nennen sollte
Da bald nachher mein Herz nur ein [unterstrichen] Moment beglückte
Und ich mein zartes Kind entseelt am Busen drückte –
Doch heute endlich nun, nach zwanzig ernsten Jahren,
Hab ich des Traumes schöne Wahrheit doch erfahren,
die holde liebe Tochter, meines Sohnes Heyl,
Wird Danck sey Höchster Dir, nun würcklich mir zu Theil.
Detmold
den 23sten April
1820.
Pauline