Was ist es, Helios ! daß Du die Zügel
Der Sonnenrosse zögernd abwärts lenkst,
Daß in der Meeresfluth krystallnem Spiegel
Noch nicht der raschen scheu Gespann Du tränkst?
Was ist es, daß Du noch von jenem Hügel
Den Blick still trauernd hin zur Ebne senkst,
Als ob er sie das letztemal begrüßte,
Persepolis, die Königin der Wüste?
Noch steht sie ja, des Cyrus alte Veste,
In ihrer ganzen königlichen Pracht!
Noch schimmern ihre Thürme und Paläste!
Was so gebaut ist, schwindet nicht in Nacht!
Noch füllen ihre Mauern frohe Gäste,
Und ihrer Tempel goldne Menge lacht;
Noch spiegeln sich der Thore stolze Bogen
In des Araxes dunkelblauen Wogen!
etc.
Doch, jam satis est!
Sollten Dich auch einmal die Kamönen
inspiriren, und Du ihre, durch ihre Deine
Fingerspitzen dem Papiere anvertrau-
ten Gesänge gern gedruckt sehen, so
schicke sie mir nur. Ich werde sie
mit Vergnügen der Redaction der
genannten Zeitschrift besorgen.
Antworte
bald Deinem treuen Freunde
Ferdinand Freiligrath
[Quer am linken Rand:]
Bei Gelegenheit des hiesigen Wollmarkts erfreute uns Dein Onkel von
Braunenbruch durch seinen Besuch. Er hat mir manches von Dir erzählt, d. h . lau-
ter Liebes u. Gutes. Habe ich heute nicht recht ernsthaft geschrieben?