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Armin Denkmal d. 18n Juli 1875
Liebe Freund Ermann Huhde!
Langeweile kann ich nun nicht mehr haben, denn nun hat sich die Lage geändert
und werde ich nun so lange Tageshelle wahrhaft gequält von Beschauern des nun ganz
sichtbaren Armin, um den heute nur noch ein paar kleine Gerüstsäulen stehen.
So eben wollten ganz niedliche Damchen mir „für ganz Deutschland Dank sagen“ wie sie
meiner Frau sagten, indem sie ihr die Hände küßten; ich bleib aber im Hintergrunde
und hatte nicht Lust mich – am Ende gar küssen zu lassen. Ich wollte ich wäre bei Ihnen!
Noch eine Woche Arbeit mit Anbringung des Legionsadlers und der Kupferschmied
Bandel ist fertig mit seiner Aufgabe und sehnt sich der Nichts Bandel auf
andere Thätigkeit.
Ich freue mich über Ihre Abfassung der Beilage zum Holzschnitt, schönsten Dank
dafür, - wenn ich doch auch so schreiben könnte! Jahre lang hatte ich keine Feder in
der Hand gehabt und bin deshalb ein ungeübter Schreiber geworden.
Ich bin recht neugierig wie Sie mein Geschreibe umwandeln – Ein junger
Farmer aus dem Staate Illinois in Amerika brachte mir so eben Grüße von Kindern
von Farmern dort, die mir an der Ausführung des Denkmals Unterbaues geholfen;
recht freude es mich, daß sie meiner in Liebe gedenken. – Ich werde im
Schreiben im[m]er gestört, deßhalb wird`s wohl auch darnach werden.
Ritter v. Lang war uns Hausfreund; eines kleines rundes Männchen, lebendig
wie Queksilber, rothhaarig mit kleinen feurigen Augen; mit durchdringender, schreien=
der Stim[m]e, ein Resoneur erster Classe; wen[n] er zu uns kam, schloß der Vater alle Fenster
und „nun Lang fangen sie an“ Lang war auch Reichs Herold, ein scharf geistiges Original
ein treuer Freund u gefährlicher Feind, der die Wahrheit ohne Erbarmen hinstellte,
Ich hatte den scharffen Fuchs recht lieb. Seine Ham[m]elburger Reisen sind köstlich;
sein Schreibart Deutsch gefällt mir sehr Sein scharffer Geist wurde unbequem und brachte ihm
eine gute Pension.