Ba H 6/30 [35]
Hannover d. 26tn October 1875
Lieber Freund Uhde
Der Mensch denkt, Gott lenkt, das habe ich jetzt erfahren; ich war zu
Anfang Octobers willens nach Ludwigsburg und Stuttgart zu reisen und war zu Wein=
lesen eingeladen, wo ich, wie es da zu geschehen pflegt, nicht Trauben gegessen, sondern
gefressen hätte; da regte sich vor ein par Wochen ein Uebel, Nierenstein Leiden;
das in den vierziger Jahren mich lange Zeit krank hielt, nachdem ich bei heftigen
Anfällen, eben am Grabe vorbei gerutscht war; zum Glück rief ich einen Arzt
um wegen meiner Reise ihm meinen Körper Zustand zu beschreiben „Haben Sie
Weintrauben genossen?“ war Dr Brandes erste Frage „es wäre eine schöne Geschichte
geworden, ein lustiger Weinlese Abend!“ – Nun muß ich Vichy trinken,
Ich konnte den Rücken nicht mehr biegen; werde aber bald meine gewöhnliche
Gelenkigkeit wieder erlangt haben – wann Brandes mir das Reisen erlaubt,
kann ich aber noch nicht wissen. Ich wollte von Stuttgart zu Ihnen weiter reisen.
Ich habe nun schnellst hier mir eine Häuslichkeit wieder eingerichtet, was, da
unsere Sachen 5 Jahre aufeinander gepackt lagen, was sie in abscheulichen Zustand
gebracht hatte, viel Mühe und noch mehr Geld gekostet. Nun sind wir in einer Woh=
nung Bokemale 16, ebner Erde, wieder wohnlich eingerichtet – eine von mir gemiethete
Werkstätte ist aber noch in Schutt und Schmutz des vorigen Innhabers und konnte ich wegen
meines Unwohlseins noch keine Reinlichkeit in ihr herstellen lassen und stehen all
meine Werke, noch schwarz vom Schmutz, im alte Jahre lang verschlossenen Raume.
„Nehme Dir nichts vor, dann mißlingt Dir nichts“ ein sicher wahres Wort.
Anfang Octobers willens nach Ludwigsburg und Stuttgart zu reisen und war zu Wein=
lesen eingeladen, wo ich, wie es da zu geschehen pflegt, nicht Trauben gegessen, sondern
gefressen hätte; da regte sich vor ein par Wochen ein Uebel, Nierenstein Leiden;
das in den vierziger Jahren mich lange Zeit krank hielt, nachdem ich bei heftigen
Anfällen, eben am Grabe vorbei gerutscht war; zum Glück rief ich einen Arzt
um wegen meiner Reise ihm meinen Körper Zustand zu beschreiben „Haben Sie
Weintrauben genossen?“ war Dr Brandes erste Frage „es wäre eine schöne Geschichte
geworden, ein lustiger Weinlese Abend!“ – Nun muß ich Vichy trinken,
Ich konnte den Rücken nicht mehr biegen; werde aber bald meine gewöhnliche
Gelenkigkeit wieder erlangt haben – wann Brandes mir das Reisen erlaubt,
kann ich aber noch nicht wissen. Ich wollte von Stuttgart zu Ihnen weiter reisen.
Ich habe nun schnellst hier mir eine Häuslichkeit wieder eingerichtet, was, da
unsere Sachen 5 Jahre aufeinander gepackt lagen, was sie in abscheulichen Zustand
gebracht hatte, viel Mühe und noch mehr Geld gekostet. Nun sind wir in einer Woh=
nung Bokemale 16, ebner Erde, wieder wohnlich eingerichtet – eine von mir gemiethete
Werkstätte ist aber noch in Schutt und Schmutz des vorigen Innhabers und konnte ich wegen
meines Unwohlseins noch keine Reinlichkeit in ihr herstellen lassen und stehen all
meine Werke, noch schwarz vom Schmutz, im alte Jahre lang verschlossenen Raume.
„Nehme Dir nichts vor, dann mißlingt Dir nichts“ ein sicher wahres Wort.
Die Reise zu Ihnen gebe ich nicht auf; meine liebe Alte wird nun aber wohl
nicht mit reisen und werde ich auch nicht so lange wie ich gewünscht im Schweizer=
ländli bleiben können – ich muß bald wieder an strenge Arbeit kommen, sonst
sterbe ich an Langweile, eher als an Nierensteinen.
nicht mit reisen und werde ich auch nicht so lange wie ich gewünscht im Schweizer=
ländli bleiben können – ich muß bald wieder an strenge Arbeit kommen, sonst
sterbe ich an Langweile, eher als an Nierensteinen.
Ich bin in ein paar Tagen mit dem Ordnen meiner Papiere fertig und wird dann
sofort eine kleine Kiste mit denselben per Post Ihnen zugehen. Ich schreibe nun
einen Lebensgang weiter und können die Papiere weiter helfen.
sofort eine kleine Kiste mit denselben per Post Ihnen zugehen. Ich schreibe nun
einen Lebensgang weiter und können die Papiere weiter helfen.
Der verwünschte Irrthum der mir 12000 Mark, statt der 4,000, die mir der
Kaiser jährlich als Ehrengabe giebt, erdichtet, macht viel Ungelegenheiten, durch
Kaiser jährlich als Ehrengabe giebt, erdichtet, macht viel Ungelegenheiten, durch