einen Schlag ins Gesicht. Ich „das hätten sie mir nicht sagen sollen, mir hätte er solches
aber sicher nicht angethan, L „was hätten sie aber dagegen thun können? I. „den Schlag hätte
ich sicher aufgefangen u die Büste darnach auf die Erde geworffen – dafür kennt mich Maj.
L. gieng auch kratzig ab. Tags darauf mußte ich in meiner Arbeit fortfahren. Der König
kam, freundlich wie sonst; klagte aber über Kopfweh – Ladi riethe zu schlafen, der K lehnte sich in
seinem Stuhl zurück u schleif sogleich ein u L wurde nun redseelig ich warnte d. K. micht zu erwecken
„das kenn ich, er schläft fest“ und ich mußte nun eine abentheuerliche Geschichte von [darüber: aus] Harems Ent=
führung ihrer Mutter durch Engländer anhören, die Bilder in 2 breiten goldenen Armspangen be=
trachten das eine das ihre Mutter, das andere des König L. kurz aus dieser Sitzung ward wieder
nicht viel :/ des Königs Bild hielt sie vor des Königs Gesicht u meinte „wenn er so schön wäre! –
In nächster Sitzung erzählte der K. seine Reise von Neapel nach Messina, die er mit dem Grafen
Sensheim vor Jahren in vollen Meeressturm gemacht; die Geschichte war mir gut bekan[n]t, der K. ließ
sich anbinden u blieb auf Deck, während Sensheim sich verkroch, in vollem Erzählungseifer rief lachend
der K. „Lord Sensheim is min Leporello“ :/ Sensheim vertrat damals den K. bei Ständen u spielte dabei
oft eine traurige Rolle /: da platzte ich in Lache aus – schöne Geschichte, da ward Maj: böse, schrie mich
an „Bandel sie haben gelogen, sie können englisch“ Ich „Nun Maj. „Lord Sensheim ist ein Leporello“ versteht
jeder Deutsche. Nun war Holland in Noth in den weiteren Unterhaltungen; diese wurden nun im
Flüsterton geführt, für mein scharffes Ohr laut genug u da Maj: nicht gut hörte mußte Lad. doch im[m]er
überlaut sprechen. Endlich war ich so weit, daß ich L. bat sich so zu kleiden, daß ich ihre Büste getraulig
abconterfein könne. Meist erschien L. mit dem K. in der letzten Sitzung kam sie mit ihrem Kam[m]erkärtzchen
viel früher wie gewöhnlich. Mit triumpfirender Haltung in einen weiten Überwurf gehüllt szellte sie sich
vor mich hin und auf ein Zeichen enthüllte die Kleine ihre Gebieterin; im schwer schwarzem Atlaskleid reich
mit Gold aufgeputzt, weitest ausgeschnitten, mit blendend heller Hautfarbe u rothen Haaren war sie wirklich
eine sehr schöne Erscheinung, die mich Künstlerseele, da wir Künstler ja öfters Gelegenheit haben die menschliche
Schönheit zu bewundern, ganz ruhig beobachtend ließ, was sehr verübelt ward – da kam die Maj: die sogleich
außer sich rief „Nun Bandel wen[n] das Ihre Frau wüßte, die würde eifersüchtig werden“ Ich – „ich gebe ihr keine
Gelegenheit dazu“ M „ das ist gut für sie u ihre Frau“ Bald beendigte ich die Sitzung u Maj: ver=
schwand mit Ladi. Ich hatte zur Zufriedenheit gearbeitet – nie hatte ich aber an einer Büste so lange
gearbeitet als an dieser. Die Büste kam in das geheime Kunstkabinet des Königs u als sie ins Schloß
gebracht wurde schimpfte der Kam[m]erdiener Volk darauf.
Ladi Ellenborug ward von ihrem Gemahl getren[n]t weil sie einen Fürsten Metternich? begünstigt.
Sie kam nach München Las K.L. seine Marchesa Firenze aus Peruggia in dem Gasthof Havar? einlogiert
hatte, in demselben stieg L. E ab u knüpfte sogleich mit des Wirthes Sohn Liebeleien an, als sie bemerkte daß
der König täglich kam, setzte sie sich mit ihrem Töchterchen in malerische Stellung auf den Gang d K L gehen
mußte u bald mußte Marchesa abreisen. Es sann halter a Menschen; ‘sgibt allerhand.
---- bald ein ander Bild –
Das Blatt ist voll, nun sollen Sie es bekom[m]en, werden Sie nicht unwillig über solch Zeugs, das
zu wahr u ungeschminkt. Hoffendlich sehen wir uns nun bald in Klautius, Wintersom=
merhaus, wenn ich dort auch wie hier wohl Etwas frieren muß. Herzliche Grüsse von Haus zu Haus
Ihr treuer Freund Bandel