groß vorgestellt. Welche Menge von Villen mit schönen Gärten findet man dort. Besonders gefiel mir die große Schule, vor der schöne Anlagen mit dem Wittekindsdenkmal liegen. Das ist doch anders als Bottrop. Da kam mir der Gedanke: „Es ist wohl zu überlegen, ob man sich nicht dort sich nicht doch fortmeldet an einen schönen Ort.“ Mit dem Zuge fuhren wir nach Salzuflen, dort meine Schwester eben zu besuchen. Da sie uns nicht an der Bahn erwartete, mußten wir uns selbst zurechtsuchen, was aber glücklicher Weise nicht schwer war. Im Kurgarten hofften wir sie am leichtesten zu finden, und so durchwanderten wir ihn zunächst, aber vergeblich, so daß wir uns doch gezwungen sahen, die Sophienhäuser aufzusuchen. Hier hatten wir wenigstens das Glück, sie anzutreffen. Noch einmal durchwanderten wir in ihrer und zweier anderer Damen Gesellschaft den Kurgarten, besahen uns die Einrichtungen zum Trinken, atmeten die reine, kühle Luft an den Salinen und besuchten natürlich auch das Kurhotel. Nach Kauf mehrerer Ansichtskarten, die hier, was besonders erwähnenswert, am billigsten waren (4 Stück 10 Pfennig, von den Detmolder Postkarten à 5 Pfennig, während das billigste in D. 3 zu 25 war) schritten der Vetter und ich zum Bahnhof. Wir überholten einen hochgewachsenen Herren, ohne ihn überhaupt zu beachten. Nach wenigen Schritten stand er aber vor mir mit den Worten: „Entschuldigen Sie. Sind sie nicht Herr Leuckefeld.“ Ein überraschtes Aufschauen und dann ein Blitz des Erkennens „Und du bist Klemens.“ Ja er war es, Mag. Klemens, mein lieber Klassenbruder aus Soest. Wir hatten uns 8½ Jahre nicht gesehen, und an meiner Sprache hatte er mich wiedererkannt. Ein kurzes Erzählen hin und her und wir mussten unsre Reise fortsetzen. In Detmold suchte ich mir Logis, was ich auch mit Hilfe des Wohnungsvermittlungsbureaus zu meiner Zufriedenheit fand, Malermeister Brinkmann, Neue Leopoldstraße 1. Während der Zeit sollte der Vetter Karten für das Festspiel besorgen. Sitzplätze waren nicht mehr zu haben, so mußten wir uns mit einem Stehplatz begnügen. Von allen Seiten zogen auch die Schulen mit Gesang oder Trommel- und Pfeifenklang zur Grotenburg. Wir kamen etwa 1 Stunde vor Anfang des Festspiels im Hünenring an, und doch waren schon eine Menge Leute da. Leider aber fing es jetzt an zu regnen, was wenig verheißungsvoll war. Trugen auch die Erwachsenen meistens mit gutem Humor das Geschick, gab es für es hier und da Bilder zum Lachen mit den ausgelaufenen Farben der Hut- und Haarbänder, für die Beteiligten war es nicht angenehm, und besonders hatte ich Mitleid mit den Kindern, deren an 4000 (soviel sollen dagewesen sein) dort standen. Aller Sorge war, wird sich das Spiel überhaupt ermöglichen lassen. Aber der Himmel hatte ein Einsehen. Gegen 3 Uhr hörte es auf zu regnen, und die Schirme wurden geschlossen, wenn auch der Wind noch schwere Tropfen von den Bäumen schüttelte. Ja, als während des Stücks Hermann rief, daß die Sonne wieder auf