Glieder streckten. Wieder Rufe. Wie lange, da gehts Plaudern wieder
an. Am fernen Horizont wetterleuchtet es, u. all unser Bitten u. Den-
ken ist nun „Nur kein Gewitter, nur kein Gewitter.“ Aber
mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten. Wir
sollten bei diesem Nachtquartier ein solches Vergnügen gleich
von allen Seiten kennen lernen. Als wir hofften, daß es bald hell
werde, die Sonne mit Prangen aufgehen würde, verloren die Sterne
allerdings ihren Glanz, weil Wolken darüber zogen, u. statt heller
wurde es dunkler. Es blitzte, donnerte u. regnete, aber glücklicher Wie-
se nicht sehr heftig. Unter den Schirmen niedergekauert, tat uns der Regen
nichts. Kaum aber kam die Morgendämmerung, ¼ nach 4, da machten wir uns
auf. Es regnete noch etwas, aber das verdarb uns nicht mal die Laune.
Wir hatten beschlossen, nach dem Bauernhause zurückzugehen. Um aber nicht so
früh zu stören, gingen wir erst noch weiter, u. hatten im Morgengrauen
die weite Senne vor uns liegen. Dann aber ging es zurück. Als wir an den
Fußweg kamen, sahen wir, daß gerade gegenüber der Weg weiter
führte. Wir gingen aber doch erst zum Hause, dessen Schornstein schon einladend
rauchte, u. baten ein ein altes Mütterlein um Wasser zum Trinken und
Waschen, was uns auch freundlichst herausgebracht wurde. Jetzt war die Land-
straße unser Toilettenzimmer, u. ich wollte nur die Sonne hätte uns
freundlich zugeschaut, aber sie verhüllte verschämt ihr Angesicht. Sie hätte sonst
sicher ihre Freude an den drei Burschen gehabt, doch war die Holde zu
zimperlich. Den ganzen Morgen ist sie uns nicht wieder freundlich
geworden, daß wir es gewagt, uns so frei zu gebahren, hinter dichten
Nebelschleiern verbarg sie uns ihr liebes
Antlitz, u. was viel schlimmer war, selbst bis zu schweren Tränen
hatte unsre Keckheit sie gereizt. Aber Dank dir, du Holde und Freundliche,
daß Du uns wenigstens am Nachmittag wieder versöhnt geleuchtet hast.
Der Weg nach Örlingh. war noch gut ½ Std, erst steigend,
dann auf dem Kamm des Tönsberges entlang. Nach 2 Seiten
schaute man ins Tal. Rechts breitete sich eine weite Ebene
mit Dörfern aus. Herrlich hätte dieser Weg u. die Aussicht
sein müssen, wenn die Sonne sich nicht immer noch geschämt hätte,
uns anzusehen. Nun kämpfte sie zwischen zürnender Scham
u. vergebender Milde, wie man an den helleren und lichteren Ne-
belstreifen erkennen konnte. Ganz am Ende des Tönsberges
steht ein Aussichtsturm, u. das freundl., scheinbar ziemlich große
Dorf breitet sich am Fuße im Halbkreise aus. Wir stiegen hinab,
uns an Kaffee und Brot zu erquicken. Der Kaffee war nicht gut,
aber in Anbetracht der schlechten Verhältnisse trank ich doch mein
Teil. Da es immer weiter regnete, gaben wir unsern Plan,
zu Fuß nach Bielef. zu gehen, auf u. begaben uns zum Bahn-
hof, der aber über ½ Stunde entfernt liegt. Bei dem Wetter waren
die Wege kaum passierbar. Statt harter Steine scheinen sie
dort zum Chausseebau Mergel zu nehmen, daß sich beim Re-
gen so ein heitres[?], weißes aber doch für Fußgänger
unangenehmes Schlammbad bildet. In der Nähe des Bahnhofes
an. Am fernen Horizont wetterleuchtet es, u. all unser Bitten u. Den-
ken ist nun „Nur kein Gewitter, nur kein Gewitter.“ Aber
mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten. Wir
sollten bei diesem Nachtquartier ein solches Vergnügen gleich
von allen Seiten kennen lernen. Als wir hofften, daß es bald hell
werde, die Sonne mit Prangen aufgehen würde, verloren die Sterne
allerdings ihren Glanz, weil Wolken darüber zogen, u. statt heller
wurde es dunkler. Es blitzte, donnerte u. regnete, aber glücklicher Wie-
se nicht sehr heftig. Unter den Schirmen niedergekauert, tat uns der Regen
nichts. Kaum aber kam die Morgendämmerung, ¼ nach 4, da machten wir uns
auf. Es regnete noch etwas, aber das verdarb uns nicht mal die Laune.
Wir hatten beschlossen, nach dem Bauernhause zurückzugehen. Um aber nicht so
früh zu stören, gingen wir erst noch weiter, u. hatten im Morgengrauen
die weite Senne vor uns liegen. Dann aber ging es zurück. Als wir an den
Fußweg kamen, sahen wir, daß gerade gegenüber der Weg weiter
führte. Wir gingen aber doch erst zum Hause, dessen Schornstein schon einladend
rauchte, u. baten ein ein altes Mütterlein um Wasser zum Trinken und
Waschen, was uns auch freundlichst herausgebracht wurde. Jetzt war die Land-
straße unser Toilettenzimmer, u. ich wollte nur die Sonne hätte uns
freundlich zugeschaut, aber sie verhüllte verschämt ihr Angesicht. Sie hätte sonst
sicher ihre Freude an den drei Burschen gehabt, doch war die Holde zu
zimperlich. Den ganzen Morgen ist sie uns nicht wieder freundlich
geworden, daß wir es gewagt, uns so frei zu gebahren, hinter dichten
Nebelschleiern verbarg sie uns ihr liebes
Antlitz, u. was viel schlimmer war, selbst bis zu schweren Tränen
hatte unsre Keckheit sie gereizt. Aber Dank dir, du Holde und Freundliche,
daß Du uns wenigstens am Nachmittag wieder versöhnt geleuchtet hast.
Der Weg nach Örlingh. war noch gut ½ Std, erst steigend,
dann auf dem Kamm des Tönsberges entlang. Nach 2 Seiten
schaute man ins Tal. Rechts breitete sich eine weite Ebene
mit Dörfern aus. Herrlich hätte dieser Weg u. die Aussicht
sein müssen, wenn die Sonne sich nicht immer noch geschämt hätte,
uns anzusehen. Nun kämpfte sie zwischen zürnender Scham
u. vergebender Milde, wie man an den helleren und lichteren Ne-
belstreifen erkennen konnte. Ganz am Ende des Tönsberges
steht ein Aussichtsturm, u. das freundl., scheinbar ziemlich große
Dorf breitet sich am Fuße im Halbkreise aus. Wir stiegen hinab,
uns an Kaffee und Brot zu erquicken. Der Kaffee war nicht gut,
aber in Anbetracht der schlechten Verhältnisse trank ich doch mein
Teil. Da es immer weiter regnete, gaben wir unsern Plan,
zu Fuß nach Bielef. zu gehen, auf u. begaben uns zum Bahn-
hof, der aber über ½ Stunde entfernt liegt. Bei dem Wetter waren
die Wege kaum passierbar. Statt harter Steine scheinen sie
dort zum Chausseebau Mergel zu nehmen, daß sich beim Re-
gen so ein heitres[?], weißes aber doch für Fußgänger
unangenehmes Schlammbad bildet. In der Nähe des Bahnhofes