liegt der Scherenkrug, in dessen Garten eine Eiche steht, an der ein Schild meldet, dass dort Freiligrath nach seiner Rückkehr aus der Verbannung der erste Becher wieder gereicht sei. Wegen des schlechten Wetters wollte mein Bruder die weite Tour nicht mitmachen, sondern von Bielefeld aus nachmittags die Heimreise antreten. Im Zuge überraschte er uns dann aber durch den Entschluss, sofort zu fahren. Auf dem Bahnhof hatte er es dann auch so eilig, daß wir kaum Abschied nehmen konnten. Aus dem Dreibund war ein Zweibund geworden. Mein Vetter und ich bestiegen den Johannisberg, aber die Aussicht war nur wenig rühmenswert, alles in Nebel gehüllt.
Das war aber die letzte Strafe der guten Frau Sonne; denn bald nach unsrer Abfahrt zur Porta lächelte sie uns wenigstens dann und wann an, bis sie dann am Nachmittag uns wieder die ganze Huld zugewandt hatte. So war dann unser Besuch der Porta doch sehr lohnend. Vor 8 Jahren war ich das erste und letztemal dagewesen. Damals aber weilte eigentlich nur der Körper dort, mein Geist weilte auf der Grotenburg bei der Du / Bu xxx samel. Dorthin hatte ich morgens gewollt. Weil aber keiner der Bekannten am Zuge erschienen war, hatte ich mich ½ Stunde später Vater und Schwester zu ihrer Reise angeschlossen. Diesmal aber kam ich von der Grotenburg und wollte wieder hin. Wie schön ist auch dieser Höhenzug. Wie herrlich und reich wird der allerdings etwas anstrengende Aufstieg gelohnt. Zunächst erreicht man das großartige Denkmal, Kaiser Wilhelm I erhebt segnend die Hand über Westfalens Gaue. Vom Rande der Terrassen bietet sich eine schöne Landschaft dem Auge dar. Ebenso lohnend ist aber eine weitere Wanderschaft auf dem Kamme des Höhenzuges, etwa bis zum sogenannten Wittekindsbrunnen oder noch weiter, wo noch mancher prachtvolle Ausblick zu genießen ist, aber auch für das leibliche Wohl gesorgt werden kann. Andere Wege führen wieder ins Tal, wo eine Reihe von Buden mit Reiseandenken und Hotels Gelegenheit geben, dass zu schwere Portemonnaie zu erleichtern. Wir suchten hier die Wirtschaft Friedenstal auf, die an dem Tage wirklich so friedlich und still dalag, daß es uns ordentlich heimisch und traut da erschien, so daß wir schnell im Fahrplan nachsahen, ob uns nicht ein Zug am andern Morgen zur rechten Zeit fortführte, wenn wir die Nacht in dem friedlichen Tal blieben. Aber da die Zugverbindung nicht günstig war, fuhren wir lieber noch nach Herford, wo wir, wenn auch nach einigem Suchen ein sehr nettes dabei billiges Quartier fanden. Ziemlich früh begaben wir uns zur Ruh. Im Saal, unter meinem Schlafzimmer begann ein Gesangverein seine Studien mit dem Liede „Das ist der Tag des Herrn“. Ja, ein schöner Tag war es wieder gewesen, mit dem Bewußtsein schlief ich bald, ohne vom Gesang irgendwie gestört zu werden, ein, um erst um 6 Uhr, erquickt durch tiefen Schlaf, zu erwachen.
Nach dem Morgenkaffee machten wir einen kurzen Gang durch die Stadt. Ich hatte sie mir nicht so