trennten wir uns, da er an dem Abend in Salzuflen einen Schwager erwartete. Auch den letzten Sonntag habe ich ihn noch wiedergesehen. Im Theater hat es mir nicht so gut gefallen wie bei dem Festspiel im Hünenring. Woran es liegt, weiß ich selbst kaum, da die Darsteller meinem Urteil nach sehr gut spielten. Im Stück „Der Fechter von Ravenna“ wurde das in den Sumpf geratene Kulturvolk der Römer Ve[r]tretern des Naturvolks der Germann gegenübergestellt. Aufreizende Zirkusspiele als Genußmittel, dabei gewonnen xxx als das Höchste des Lebens ist jener Weisheit. Vaterland und Volk sind dieser höchstes Gut, den Tod der Schmach vorzuziehen ihr Grundsatz. Selbst Thumalikus, Hermanns Sohn, ist durch den langjährigen Aufenthalt, durch die Erziehung in Rom verwelscht. Als ihn der Vogt der Fechter bei einer Eifersuchtsszene tröstet, daß ein schönes Weib wie der Sonnenstrahl allen gehöre, da weist er diese Sumpfweisheit kaum zurück. Als ihn aber die liebende Mutter Thusnelda und der alte Wolf auffordern, mit ihnen zu fliehen, die Führung des Volkes zum Freiheitskampf zu übernehmen, da ruft er „Was ist mir Vaterland? Wo ist mein Volks? Was gilt mir die Mutter? Ein Fechter bin ich und vor dem Kaiser will ich um Ehre kämpfen, dann will ich auch vielleicht folgen.“ Er fühlt nicht die Schmach, als germanischer Fürstensohn in germanischer Tracht und mit Germanenwaffen in die Arena zu treten. Desto tiefer und bittrer aber wird sie von Thusnelda empfunden, die, um diese Schande zu verhüten, ihren Sohn und sich tötet.
Welch reges Leben herrschte nach dem Theater auf den Straßen. In hellen Haufen zogen noch Besucher in den Krystallpalast. Nur die Pensionate zogen schön in Reihen, von der Pensionsmutter, der aber bei solchen Gelegenheiten von ihren Zöglingen, die sicher noch gerne von dem freien Leben gekostet hätten, ganz andere Namen beigelegt werden mögen, geführt, dem Heime zu, von Thumalikus und von andern Fechtern zu träumen. Ob wohl die meisten von ihnen die Lebensweisheit des Fechtervogtes verurteilen, wie ich, oder sie für recht angenehm halten.
Am Sonntagmorgen war ich nach Heiligenkirchen, die für den Nachmittag beschlossene Tour aufzuschieben. Mittags lauschte ich wieder den Tönen der Musik und nach einem längeren Straßenbummel begab ich mich zum Palaisgarten, wo von 4-6 die Wasserwerke in Tätigkeit waren und zugleich Konzert stattfand. Können sich diese Wasserwerke auch nicht im Entferntesten mit den im vorigen Jahr in Wilhelmshöhe gesehenen vergleichen, so war der Aufenthalt dort während der Zeit doch recht angenehm. Man promenierte auf und ab mit der übrigen Volksmenge, sich hier und da etwas länger aufhaltend. Als ich gegen 5 Uhr das Gehen leid war und mich zur Stadt begeben wollte, traf ich noch am Tor Frau Herrmann mit Töchterlein, und nun mußte ich natürlich Führer spielen. Als wir dann auch noch die beiden Lippst[ädter] und den Bekannten aus Heiligenkirchen trafen, war eine ganze Gesellschaft für den Abend zusammen. Bei unserm Gang durch die Stadt sahen wir auch den Einzug der Turner,
Welch reges Leben herrschte nach dem Theater auf den Straßen. In hellen Haufen zogen noch Besucher in den Krystallpalast. Nur die Pensionate zogen schön in Reihen, von der Pensionsmutter, der aber bei solchen Gelegenheiten von ihren Zöglingen, die sicher noch gerne von dem freien Leben gekostet hätten, ganz andere Namen beigelegt werden mögen, geführt, dem Heime zu, von Thumalikus und von andern Fechtern zu träumen. Ob wohl die meisten von ihnen die Lebensweisheit des Fechtervogtes verurteilen, wie ich, oder sie für recht angenehm halten.
Am Sonntagmorgen war ich nach Heiligenkirchen, die für den Nachmittag beschlossene Tour aufzuschieben. Mittags lauschte ich wieder den Tönen der Musik und nach einem längeren Straßenbummel begab ich mich zum Palaisgarten, wo von 4-6 die Wasserwerke in Tätigkeit waren und zugleich Konzert stattfand. Können sich diese Wasserwerke auch nicht im Entferntesten mit den im vorigen Jahr in Wilhelmshöhe gesehenen vergleichen, so war der Aufenthalt dort während der Zeit doch recht angenehm. Man promenierte auf und ab mit der übrigen Volksmenge, sich hier und da etwas länger aufhaltend. Als ich gegen 5 Uhr das Gehen leid war und mich zur Stadt begeben wollte, traf ich noch am Tor Frau Herrmann mit Töchterlein, und nun mußte ich natürlich Führer spielen. Als wir dann auch noch die beiden Lippst[ädter] und den Bekannten aus Heiligenkirchen trafen, war eine ganze Gesellschaft für den Abend zusammen. Bei unserm Gang durch die Stadt sahen wir auch den Einzug der Turner,