Zürich, 2. Juli 1846.
Lieber Schücking!
Ich bin in der letzten Zeit zwei Mal am
Bodensee gewesen, u. so oft mir dein
altes Meersburg über die blanke Was-
serfläche herüber in mein Kreuzlinger
Fenster schaute, fiel mir meine,
wieder einmal bis zur halben Unver-
antwortlichkeit angewachsene, Brief-
schuld an dich schwer auf’s Herz. Deine
letzten Zeilen vom 11. Okt. aus
Augsburg waren so gut u. freundlich,
daß sie schon längst die beste Erwiderung
verdient hätten: aber, wie’s eben
geht, man ist faul, man schiebt
auf, man zürnt gelegentlich über
dies u. das, was der Andere unter-
dessen ausgehen läßt, u. so sind
Monate herum, ehe man sich’s nur
versieht.
Nun mag ich aber um so weniger
länger zaudern, als ich wieder an
einem Wendepunkt meines Schicksals
stehe, den ich einem alten Freunde
selbst mittheilen zu müssen glaube.
Ich siedle noch im Laufe dieses Mo-