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Hannover den 22n November 1875
Lieber Freund Uhde!
Lieber Freund Uhde!
Was über das Zeitungsblatt zu sagen? „Es wird beim Alten bleiben“
Sie haben recht, der Herr hilft im[m]er wieder weiter; Ich habe mir mein
Leben lang über das Weiter keine Sorgen gemacht, habe mich auf Gottes
Güte verlassen, habe auf sie gebaut und kon[n]te so im[m]er vorgehen; machte
keine Anforderungen an Firlefans wie die meisten Menschen, vermißte
deßhalb auch nichts u war allerwegs zufrieden. Ich wurde Künstler nicht
des Geldgewinnes wegen, sondern aus Liebe zur Kunst u weil ich wußte
auch durch sie Gutes leisten zu können. Ich hielt mich strenge frei von allen
Banden, in denen die Menschenkinder sonst sich fortleiern lassen, weil der
feine Künstler nur seinen Kräften nach wirken kann. Ich wüßte und weiß,
daß ich dadurch einen Weg eingeschlagen, auf dem ich mit meiner festen Stirn
Viele vor den Kopf rannte u man mich u mein Thun meist falsch beurtheilte.
Wahrheit, die man meist nicht sagen darf, war nur auf meiner Zunge und mit dem
Recht stieß ich gar Manchen, der das Privilegium des Rechthabens in sich
eingefleischt wähnte, um end um - "als ein grober Mensch, der die Stellungen
Leute nicht achte“ Ich sehe nie mehr im Rockeingehüllten [gestrichen: mehr], als eben
nur den Menschen, das konnte ich alles nur als freier Man[n].
Wie man auf solchem Wege gehen können muß, zeigt mit meines Lebens
Goldvermögens Verhältnisse, die ich Ihnen aufzählen will, da Sie mein Leben
schreiben wollen u die Menschen auch solchen nur schätzen lernen u können.
Ich kom[m]e darauf, weil ein Geschichtsschreiber Dr. L. in Leipzig bemerkt, daß
das Armin Denkmal „verhältnißmässig wenig kostet“, das war von mir aus
neben der bildenenden Kunst, auch eine Lebenskunst – beide macht mir so
leicht keiner nach, - u bin ich stolz darauf. Der errungene Meister Titel
ist mir lieber wie alle Ehrenbezeugungen, auch dazu konnte ich nur in selbst=
ständiger Freiheit kom[m]en. Was is de Ole doch ein stolzer Menske!